Frage an hier Arbeitende

Alles zum Thema Leben, Arbeiten, Studieren etc. in Frankreich. (Keine Annoncen)
Antworten
Benutzeravatar
Elisa7
Beiträge: 268
Registriert: Donnerstag 8. Mai 2003, 22:16
Wohnort: Frankreich

Samstag 7. Februar 2004, 22:26

Salut :)


Ich möchte heute gerne mal eine Frage an die Leute stellen , die hier in Frankreich wohnen und arbeiten( und nur hier), in die Rentenkrankenkasse einzahlen, so wir jeder Franzose auch.

Habt Ihr Euch, (auch wenn das noch etwas in entfernter Zukunft sein sollte) Gedanken über die französische Rente gemacht?
Ich habe heute mit einigen Leuten gesprochen, die bald in Rente gehen, und wo es überhaupt nicht rosig aussieht.
Ja und nun frage ich mich..........:rolleyes::rolleyes:

1 Denkt Ihr, das Ihr von der hier verdienten Rente leben könnt.

2 Bleibt einem der Rentenanspruch aus Deutschland erhalten , wenn man im Ausland lebt

3 Was passiert mit dem Rentenanspruch aus Deutschland, wenn man die französische Staatsbürgerschaft hat.?
4 Was kann man sonst noch zur Altersversorgung tun.?

5 Hat jemand gehört ob und wann die doppelte Staatsbürgerschaft in Frankreich kommt ?


Ich würde mich freuen, wenn jemand zu dem ein oder anderen Punkt eine Antwort/Idee hat/hätte

Bon week-end :)
Elisa
jensk
Beiträge: 80
Registriert: Sonntag 1. Juni 2003, 18:43

Samstag 7. Februar 2004, 22:56

Hallo Elisa,

da ich hier wohne und arbeite, darf ich wohl antworten
;-)


Ich zahle in die CIPAV ein, die Rentenkasse der professions liberales.

1) Ganz klar nein. Bzw. nicht mit einem vernünftigen Lebensniveau. Ich bekam von meiner Kasse zum Jahresanfang sehr gute Broschüren, die das ganze neue System erklären. Wobei man sagen muß, daß es auch schon vorher schlecht war.
Wenn man das eingezahlte Geld aufs Sparbuch legen könnte für 2% hätte man mehr von..... Es ist halt ein Umlagesystem - wo solls herkommen bei der Einzahlerentwicklung.

Es geht ja jetzt nach Punkten - das ist also relatoiv übersichtlich. Du kannst also grob ausrechnen, wieviel Punkte Du mal mit 65 hast . Und dann schau mal nach, was heute ein Punkt wert ist. In 20 Jahren ist es bestimmt eher weniger wert....


2) Ich hab nie in Deutschland eingezahlt - bin da also kein Experte. Angeblich werden die Jahre gegenseitig anerkannt. Ich weiß aber aus einem Fall eines Bekannten, daß das nicht einfach ist...
Frag mal in Deutschland nach.
Finanzielle Wunder würde ich nicht erwarten...

3) Ich kann mir nicht vorstellen, daß das einen Unterschied macht. Wäre mir neu, daß Rentenasprüche mit Stattsbürgerschaft gekoppelt wären. Wäre sicherlich auch verfassungswidrig.

4) Bleibt nur
a) Immobilien kaufen
b) sparen
-PEA= Geld in Aktien/Fonds anlegen. Plan d'epargne d'actions.
Nach 7 Jahren alle plus values steuerfrei.
-Lebensversicherung
- die neue stattlich geförderte private Rentensparversicherung. Kannst die Beiträge von der Steuer absetzen (max 10% des Einkommens).
Hat aber den Nachteil extrem langer Laufzeiten - wer weiß was da alles noch passiert.

5) Mit der doppelten Staatsbürgerschaft ist es so:
Es gibt ein Abkommen zwischen Frankreich, Deutschland und einigen anderen Staaten.
Wenn jemand aktiv(!) die Staatsbürgerschaft eines der Länder annimmt, verliert er automatisch die alte Staatsbürgerschaft.
Das gilt nicht bei passivem Erwerb, also wenn z.B. ein in Frankreich geborenes Kind mit 18 die französische bekommt (=da ohne aktives Zutun...)

Von einer Änderung in dem Bereich habe ich noch nie gehört, da steht in absehbarer Zeit sicher nicht auf der Tagesordnung.

Ich sehe aber auch nciht, was die franz. Staatsbürgerschaft für Vorteile für die ALtersvorsorge hätte....



Ich hab mich vor kurzem mit meiner Frau zu dem Thema beraten, als wir mal wieder die Rechnung der Rentenkasse bekamen. Wenn Du nicht fonctionaire oder Angestellt mit Zusatzkasse bist, ist die staatliche Rente der halbe Weg in die Armut.
Zusammen mit der Steuerproblematik bei Erbschaft aus Deutschland, kann man sich dfa schon Fragen, ob man nicht auswandert..

OK, genug Pessimismus.
Schönen Sonntag
jens
gerdcb
Beiträge: 68
Registriert: Sonntag 2. November 2003, 20:11

Samstag 7. Februar 2004, 23:43

liebe elisa, lieber jens,

elisa, deine fragen sind berechtigt,
jens, dein vortrag klingt - und das berechtigt - sehr vorsichtig.

ich lebe (noch) in deutschland und mache mir genau so gedanken darüber, wie ich im alter "überleben" werde.

jeder sollte wissen, dass unser (deutsches) rentensystem nicht (mehr) funktionieren kann. die gründe sind bekannt. ich kenne das französische rentensystem nicht, aber ich denke mir, dort wurden dieselben fehler gemacht wie bei uns.

da euch weder ein rentenversicherungsfachmann noch irgendein politiker eine konkrete auskunft erteilen wird (und kann), wie es in 10, 15, 20 oder gar 30 jahren aussehen wird, bleibt wohl nichts aneres übrig, als selbst vorsorge zu tragen (jens: immoblien oder fonds), im alter abgesichert zu sein.

ich bin sehr gespannt über die nachfolgenden beiträge zu diesem thema in diesem forum. ich habe mich intensiv mit dem thema auseinandergesetzt und bin zu dem ergebnis gekommen, dass aufgrund der zu erwartenden entwicklung in europa jeder - mehr oder weniger - auf sich allein gestellt ist bzw. der verlieren wird, der sich auf die gesetzlichen regelungen, egal wie sie aussehen oder aussehen werden, verlässt.

da ich optimist bin, glaube ich, dass ich im alter nicht hungern werde. und da ich, wenn ich alt bin, in frankreich leben werde, sowieso nicht.

je souhaite un beau soir

gerdcb
Günther Kagemann
Beiträge: 91
Registriert: Donnerstag 22. Mai 2003, 19:44
Wohnort: Neuweiler

Sonntag 8. Februar 2004, 11:00

Hallo
gerdcb, Du hast völlig recht. Egal ob in Deutschland oder Frankreich, auf den Staat darf man sich nie verlassen. Die meiner Meinung nach beste Lösung ist eine zusätzliche Rentenversicherung. Nicht Lebensversicherung sondern eine Rentenversicherung. Hab ich, da selbstständig, auch gemacht. Die gleichen Beiträge in einer Staatlichen Vers. und man sieht dann im Rentenalter arm aus.
Macht selbst was und verlasst euch nie auf den Staat.
Pariser
Beiträge: 287
Registriert: Dienstag 10. Dezember 2002, 11:30
Wohnort: Von der Seine an die Elbe

Sonntag 8. Februar 2004, 13:18

Bonjour,
Obwohl ich mich noch zu der jüngeren Generation mit wenig Berufsjahren (alles relativ!!!) zähle, meine Kommentare, die sich allerdings logischerweise nur auf die heutige Situation beziehen:

- In D erworbene Rentenansprüche werden auch in D als Rente später mal ausgezahlt, also als aus heutiger Sicht für einen in F Lebenden als ausländische Einkünfte. Gleiches gilt auch wenn man in F einen Teil seines Berufslebens verbracht und in die frz. Rentenkasse eingezahlt hat und dann wieder nach D (oder in ein anderes EU-Land) gezogen ist. Achtung aber: die dt. Regierung ist munter geworden was Rentenzahlungen an primär im Ausland (hier konkret: Costa Brava, Mallorca, etc.) lebende Personen betrifft und will dies so einfach nicht mehr dulden (ging Ende 2003 durch die Presse)!

- Auf die gesetzliche Rente als alleinige Einkommensquelle im Alter zu zählen sollte eigentlich strafbar sein. Die, die es machen, werden auch vom Leben, oder besser, von dem, was da noch von übrig bleibt, genug bestraft. Seit Jahren werden Kampagnen zur zusätzlichen privaten Altersvorsorge gemacht, wer's nicht kapiert, der hats entweder nicht nötig oder ist noch im Tiefschlaf.

- (Wohn-)Eigentum kann eine Variante, sollte aber nicht die einzige sein. Aktienfonds, Ansparpläne etc. ab dem frühen Arbeitsleben sind wohl die einzigen Alternativen. Wer einen Groschen übrig und viel Vertrauen ins Glück hat, kann es ja auch mit Lotto versuchen (bei den Jackpots heutzutage.. ;) ).

Wie gesagt, alles aus heutiger Sicht.
Wenn jemand eine gute Kristallkugel daheim hat und die Entwicklung in den nächsten Jahr(zehnt)en vorhersagen kann - bitte eine PM an mich!

Fleissiges Sparen wünscht
Pariser
Benutzeravatar
Elisa7
Beiträge: 268
Registriert: Donnerstag 8. Mai 2003, 22:16
Wohnort: Frankreich

Sonntag 8. Februar 2004, 16:03

salut jensk,

na ich freu mich, das Du geantwortet hast. ;)
Und das allles war wir sehr lehrreich.Ich zahle in die AVA ein. ( bin Artisan) und der Kontostand der angesammelten Punkte nach 13 Jahren Frankreich, ...na ja eher armselig.Also sparen, Immobilien, ja das ist es wohl.


Über die doppelte Staatsbürgerschaft wurde stark diskutiert und nach meinem Wissen soll sie auch eingeführt werden.Ich habe darüber viel gelesen und gehört, finde aber im Moment nicht den richtigen Link. Hier aber gibt es etwas darüber zu lesen:
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... ,1367,POL-
Bestandteil von gemeinsamer Erklärung
Deutschland und Frankreich wollen erlauben, Pässe beider Länder zu besitzen. Allen im jeweiligen Partnerland ansässigen Menschen soll die doppelte Staatsbürgerschaft auf Wunsch offen stehen. Dies ist in der gemeinsamen deutsch-französischen Erklärung vorgesehen, die an diesem Mittwoch zum 40. Jahrestags des Elysée-Vertrags in Paris verabschiedet werden soll.
Auch wenn es bis zur Rente noch etwas hin ist, bekommt man doch lang bekommt man doch langsam kalte Füsse.
Ich danke Dir sehr für Dein ausführliches Posting:)

Salut gerdcb:)
willst Du denn in absehbarer Zeit nach Frankreich ziehen? Deinen Optimismus mag ich, behalte ihn Dir gut. Er ist das halbe Leben ;)

Salut Günther Kagemann:)

Du hast zu Deiner staatlichen Rentenversicherung hier in Frankreich noch eine andere Rentenversicherung genommen? das Interessiert mich. Kannst du dazu mehr schreiben?

Salut Pariser :)
Na ich find es ja gut, das Du Dir trotz der jungen Jahre Gedanken machst. Irgendwie gehen hier in Frankreich die Jahre viel schneller vorbei ;)

Du hast vollkommen Recht, wenn Du sagst , das man sich nicht auf den Staat verlasen soll. Dieses Vertrauen habe ich weder in den Französischen, noch deutschen Staat.

Das mit Mallorca ec. habe ich natürlich gehört. Aber wenn doch ein Mensch zeitlebens in Deutschland gearbeitet hat, wüsste ich nicht mit welchem Recht, die deutsche Regierung einem vorschreibt, wo man im Alter lebt. Aber war das nicht eher mit einem Arbeitlosen, der sich sein Arbeitslosengeld nach Tahiti oder sonst wo hin hat überweisen lassen?
Meine Kristallkugel wird gerade poliert, ich schreib Dir's dann auf :D :D

@ all
Ich finde Eure all Eure Beiträge sehr spannend und hoffe auf weitere Gedanken.

Sonnenreiche Grüsse aus der etwas kühl gewordenen Gascogne

Elisa;)
jensk
Beiträge: 80
Registriert: Sonntag 1. Juni 2003, 18:43

Sonntag 8. Februar 2004, 19:06

Hallo,

ich hab mal eine Beispielrechnung rausgesucht.
Bezieht sich auf die CIPAV für die professions liberales - dürfte aber zumindest für die artisans ähnlich sein.

Es gibt zwei Bestandteile:
régime de base und régime compléentaire. Beide aber obligatorisch.

Nehmen wir als Jahreseinkommen (darüber wird die Rechnung anders, ist ne Grenze)

25 255 Euro

Basisregime:
9% Beitrag
Pro 56,12 Euro Einkommen gibts einen "Punkt"

= 2273 Euro Beitrag
= 450 Punkte
pro Jahr

Zusatzregiment:
720 Euro Beitrag, 4 "Punkte" - nicht identisch mit den ersteren Punkten.


So, jetzt gehen wir mal vom optimalen Fall aus:
40 Jahre einbezahlt, mit 65 und ohne Abzüge in Rente.
Nach heutigem Stand ergeben sich

--------
Basis:
450 Punkte X 40 Jahre = 18 000 Punkte
zusatz:
4 Punkte x 40 Jahre = 160 Punkte

Auszahlung:
Basis:
0,484 Euro/Jahr pro Punkt = 8712 Euro
Zusatz:
160 Punkte * 23 Euro = 3680 Euro

Macht zusammen 12392 Euro pro Jahr.

(Zwangs)eingezahlt hat man in den 40 Jahren 119720 Euro.

Allerdings erwirbt man nur die Punkte. Deren Auszahlungswert wird ständig neu festgelegt.

grüße
jens
Benutzeravatar
Elisa7
Beiträge: 268
Registriert: Donnerstag 8. Mai 2003, 22:16
Wohnort: Frankreich

Sonntag 8. Februar 2004, 23:32

Bonsoir jens

vielen Dank für diese Beispielsrechnung.
Das ist äusserst interessant. Na nach dieser Berechnung kommen mir nun nach 13 Jahren die Tränen.:(

Wie sieht es denn eigentlich mit einer Mindesrente aus? Wird diese gezahlt, auch wenn man zum Beispiel ein grösseres Haus und Anwesen hat?
Gibt es sowas wie Mindesrente in Frankreich?
Hier ein Link , den ich sehr interessant finde:

RENTE IN DEUTSCHLAND UND FRANKREICH
http://www.freitag.de/2003/09/03090402.php


Hier noch ein Link , der auch nicht uninteressant ist:

http://www.google.de/search?q=cache:NpP ... employment

Dann noch Infos für Grenzgänger:

http://www.eures-t-oberrhein.com/eurest ... rente.php3


Und was ist mit der l’avenir des retraites?
Mir wird Angst und bange.
Sparen, evt. vermieten( das ginge bei uns ohne Probleme), arbeiten, na ja ich werde sowieso nicht mit 65 Jahren in Rente gehen, weil ich meine Arbeit über alles liebe. und so kann ich mir dann noch ein paar louis d'or dazuverdienen.

Vorausgesetzt, man bleibt gesund.

nice greetings
Elisa
http://www.hilfe-ich-bekomme-nicht-genug-rente.fr
Günther Kagemann
Beiträge: 91
Registriert: Donnerstag 22. Mai 2003, 19:44
Wohnort: Neuweiler

Montag 9. Februar 2004, 19:40

@ elisa7
Berichtigung:Ich lebe und arbeite in Deutschland. Meine Antwort ist lediglich allgemeingültig.Es ist ja auch egal wo man lebt, die Probleme sind die gleichen.Ich denke das ich gerade noch rechtzeitig erkannt habe was für ein Sch...spiel die Politiker da mit uns treiben. Zum Glück habe ich einen vernünftigen Versicherungsmakler.Falls Du mehr wissen willst schreib doch eine Private Nachricht, sonnst haben wir am Ende eine Riesendiskussion welche Versicherung die beste ist. Die Werbung ist dann auch hier raus.
Gruß Günther
PS Wo steckt ihr eigendlich und was macht ihr genau.Vielleicht sind wir mal in Eurer Gegend.
Benutzeravatar
Elisa7
Beiträge: 268
Registriert: Donnerstag 8. Mai 2003, 22:16
Wohnort: Frankreich

Montag 9. Februar 2004, 20:33

Bonsoir Günther

Ja das würde mich schon sehr interessieren.:)

P.s.Wo wir stecken, findest du im Profil ;)
Elisa
Antworten