Berufsunfähigkeitsversicherung in Frankreich

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Maku
Beiträge: 2
Registriert: Freitag 9. August 2019, 07:19

Freitag 9. August 2019, 07:29

Guten Morgen,
ich lebe und arbeite seit 2012 in Frankreich. Ich habe einen CDI, meine zuständige Krankenkasse ist Gironde (ameli.fr). Vorher habe ich in Deutschland gelebt und gearbeitet. Dort hatte ich eine zusätzliche Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Diese habe ich nie gekündigt.

Meine Frage ist: Bin ich in Frankreich über die Krankenversicherung auch automatisch gegen Berufsunfähigkeit versichert und brauche daher die zusätzliche deutsche Berufsunfähigkeitsversicherung gar nicht mehr? Oder ist es sinnvoll, die t. Berufsunfähigkeitsversicherung (knapp 1000 EUR Jahresbeitrag) zu behalten?

Vielen Dank für Eure Tipps und Mühen.
Martin
Piroschka
Beiträge: 284
Registriert: Sonntag 15. Juli 2012, 16:20

Samstag 10. August 2019, 10:43

Die eine Frage ist an die Krankenkasse (ameli) zu richten bzw. liest man sich deren Statuten durch.
Man fragt so etwas nicht in einem Forum, in dem die Eine "ja", der Andere "Nein" antworten kann.

Meine langjährigen Beobachtungen von solchen Versicherungen ist die:

Den Nachweis der Berufsunfähigkeit muß ja immer der Versicherte erbringen, die Versicherung hat die Tendenz, die Anerkenntnis auf die lange Bank zu schieben, zu verweigern, Gutachten über Gutachten zu verlangen. Am besten bis zum Tod des Versicherten, der vielleicht in einer körperlichen und psychischen Grenzsituation lebt.

Nach 7 Jahren sind hier 7000 Euro weg, einfach weg, nicht einmal steuerlich absetzbar (was auch nicht viel brächte). Vielleicht hat das 7 Jahre lang ein Gefühl von Sicherheit geboten, aber aus den von mir genannten Gründen ein trügerisches, denn bei Eintreten des Versicherungsfalles wäre vielleicht der Horror erst losgegangen. Zumal man dann noch die Notwendigkeit hätte, Gutachten von vereidigten Übersetzern beglaubigt ins Deutsche bringen zu lassen.

Als Aktionär von Versicherungskonzernen weiß ich, daß diese nicht zufällig so gut verdienen.
Maku
Beiträge: 2
Registriert: Freitag 9. August 2019, 07:19

Samstag 10. August 2019, 13:16

Vielen Dank für diese Einschätzung Piroschka. Das hilft mir sehr. Ich habe mir die ameli.fr Seiten gut durchgelesen, aber was genau in welchem Fall und bei welche Schwere bezahlt wird, ist nicht so einfach zu dechiffrieren (in Deutschland nicht anders). Aber Ihre Antwort trifft einen sehr guten Punkt. Dementsprechend werde ich jetzt auch sofort meine weiteren Versicherungen noch einmal auf den Prüfstand stellen.

Ich bin auf jeden Fall froh, dieses Forum gefunden zu haben.
BlackCat
Beiträge: 43
Registriert: Montag 13. Mai 2019, 06:24

Samstag 10. August 2019, 14:21

Lieber Maku,
aus eigener Erfahrung möchte dir empfehlen, zuerst mit deinem Hausarzt zu sprechen, ob er einen Antrag für erfolgsversprechend halten würde.
Er ist sowieso die wichtigste fürsprechende Person in diesem ganzen Verfahren, da er auch derjenige ist, der alle paar Jahre erklären muss, dass keine Besserung eingetreten ist, denn die Bewilligung nach Neuantrag beträgt zunächst einmal zwei Jahre (danach 5, ...), also Papierkram und lediglich Formsache. Insofern ist der Hausarzt wichtiger Ansprechpartner, der die Angelegenheit am besten einschätzen kann.
Du bräuchtest sowieso die ganze "Akte", wirklich ALLES, was es über deine Krankheit/en gibt, inklusive Rezepte, Scans, usw. (je mehr Material desto besser), denn du würdest zu einer Art "medizinischen Dienst" vorgeladen werden, wo du alles mitbringen müsstest.
Soviel schon mal vorab: Nicht tapfer tun, was die sagen, sondern eher schlimmer tun, als es ist.
Ich war da leider auch drauf reingefallen, es ist leider so, dass es um viel geht, und man diesem Mensch vermitteln muss, dass man tatsächlich nicht mehr kann (auch, wenn man evtl. gerade einen besseren Tag hat).
Wenn man das beim ersten Mal glaubhaft rüberbringen kann, ist man gut, aber nach Rücksprache mit anderen Betroffenen, kommt es wirklich darauf an, welche Krankheit man hat. Bei beispielsweise Krebs, bekommt man sofort hundert Prozent. Diese Aussagen habe ich oft gehört, so dass ich denke, dass diese Patienten fair behandelt werden. Im Gegensatz zu Deutschland, wo ich eben das bestätigen kann, was Piroschka sagte.
Wenn man, wie ich, die erste Chance etwas dusselig vertan hat, bleibt einem noch der Widerspruch, und das Ganze wird bei Gericht geklärt. Das ging allerdings recht schnell vonstatten, obwohl ich mich sogar selbst vertreten musste, weil meine Anwältin es mit Terminen nicht so hatte und erst gegen Schluss auftauchte.
Insgesamt dauerte die endgültige Bewilligung, seit Antragstellung, zwei Jahre. Nun sei aber dennoch vermerkt, dass die Rente eher "zum Leben zuviel und zum Sterben zu wenig" ist, denn grosse Sprünge kann man damit nicht mehr schaffen.
Empfehlenswert wäre daher natürlich ein kleines Polster.
Die deutsche Versicherung halte ich persönlich nicht für die beste Entscheidung, denn im Schadensfall wird man hierbei wohl eher das ganze nochmal durchmachen müssen, denn ich bezweifle, dass die französischen Diagnosen so einfach übernommen werden, ohne dass diese dort wieder gänzlich überprüft werden. Und ob man dann noch die Kraft dazu hat, ist hierbei fraglich. Zu verschenken haben die jedenfalls nichts. Mir würde das Vertrauen fehlen, aber die Entscheidung kannst nur du für dich alleine treffen, viel Glück von meiner Seite! :wink:
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