Leben und Arbeiten in Paris

Alles zum Thema Leben, Arbeiten, Studieren etc. in Frankreich. (Keine Annoncen)
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*Petra Luiza

Montag 3. Juni 2002, 15:11

Liebe Forums-teilnehmer,
bin verzweifelt auf der Suche nach Informationen über "deutsches Leben und Arbeiten" in Paris.

Aus privaten Gründen möchte ich Ende diesen Jahres nach Paris übersiedeln. Bin Unternehmerin mit akademischer Ausbildung und würde mich freuen, wenn ich hier einige Informationen über folgende Themen bekommen könnte:
  1. Arbeiten als Deutsche in Paris, Möglichkeiten, vielleicht im interkulturellen Bereich
  • Kontakte zu Deutschen, die in Paris leben, Foren, Stammtische etc...
Vielen Dank im Voraus
und viele Grüsse
Petra Luiza
Michael Kuss
Beiträge: 85
Registriert: Dienstag 16. April 2002, 21:33
Wohnort: Frankreich

Dienstag 4. Juni 2002, 00:05

Na ja, mit der Verzweiflung sollten Sie noch warten, bis Sie in Paris sind. Wenn Sie sich dann mit Wohnungssuche, mit Arbeitssuche, mit der französischen Bürokratie befassen müssen, kommen Sie noch früh genug zu Verzweiflung und Herzinfarkt.
Leider haben Sie nicht geschrieben, ob Sie freiberuflich, also selbstständig in Frankreich arbeiten wollen (und was, welche Branche), oder ob Sie etwas im Angestelltenverhältnis suchen.
Zunächst empfehle ich Ihnen meinen aktuellen Frankreich-Ratgeber "Lust auf Frankreich" (Unsere Nachbarn von A bis Z), den Sie über meine Web-Seite [b]frankreichkontakte.de [/b] bestellen können. Zweitens können Sie bei mir per mail kostenlos eine 14-Seiten-Broschüre bestellen: "Rund ums Arbeiten in Frankreich", die ich Ihnen gratis als Word-Datei schicken kann. Drittens wimmelt es in Paris von Deutschen, setzen Sie sich mit den beiden deutschen Kirchengemeinden in Verbindung, lesen Sie die Web-Seite der Deutschen Botschaft, schauen Sie mal im Goethe-Institut rein, oder nehmen Sie Kontakt mit der deutschen Handelskammer in Paris auf, und, und, und ...

Und nebenbei bemerkt: In Paris leben nicht nur Deutsche. Wer dort arbeiten und leben will, sollte sich auch mit Franzosen befassen, denn wenn Sie sich arbeitsmäßig auf Deutsche in Paris verlassen, dann treffen Sie zunächst meistens auf Deutsche, die selbst auf der Suche, aber selten etwas anzubieten haben.
Bonne Chance.
Michael
mari
Beiträge: 1
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2002, 12:06
Wohnort: Erfurt

Mittwoch 12. Juni 2002, 12:23

Hallo Petra,
ich bin gerade selbst in Paris, was für mich eine grosse herausforderung ist, da ich mich vor einigen monaten nie in die Capitale getraut hätte, da man immer von den teueren wohnungen u.a. hört. Durch glückliche umstände mache ich aber nun ein praktikum in einem personalberatungsbüro, welches auf deutsch-französische Unternehmen/ Arbeitssuche spezialisisert ist.
Die Internetseite unserer Firma gbo.fr gibt dazu noch nähere Erklärungen.
Und vor der französischen Bürokratie muss man denke ich, auch keine Angst haben!
Mit der Wohnungssuche sieht es allerdings wirklich etwas schwieriger und teuerer aus...
bonne chance!
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marion
mlinger
Beiträge: 1
Registriert: Dienstag 30. Juli 2002, 11:33
Wohnort: Reading / UK

Dienstag 30. Juli 2002, 11:50

Hallihallo,
ich bin zwar auch gerade auf der Suche nach sowohl Arbeit als auch Wohnung in Paris und habe mich auf dem in der Tat recht spärlichen Wohnungsmarkt umgesehen, aber zum Verzweifeln ist es nicht - ehrlich ;-)

Auch die französische Bürokratie ist nicht so schlimm wie man immer denkt, auch nicht schlimmer als die deutsche.

Aber dennoch, Hinweise sind immer hilfreich. Nach Wohnungen schaue ich mich auf der Seite fusac um und Stellensuche findet über monster statt. Ansonsten bin ich natürlich auch für jegliche Hilfe dankbar.

Martin
Michael Kuss
Beiträge: 85
Registriert: Dienstag 16. April 2002, 21:33
Wohnort: Frankreich

Dienstag 30. Juli 2002, 16:16

Es ist erstaunlich, mit welchem naiven Enthusiasmus jene Frankreich-Freunde positiv über die französische Bürokratie denken, obwohl sie noch nicht oder nicht lange in Paris oder in Frankreich gelebt haben, und eigentlich nur aus der Hoffnung, aus dem guten Glauben, aber nicht aus der langjährigen Erfahrung leben. Liebe Frankreich-Fans, wer glaubt, die deutsche Bürokratie sei schlimmer als die französische, der soll erst mal warten bis nach dem Einleben die Problemfälle in Frankreich auftauchen. Wartet erst mal, bis ihr eventuell mal arbeitslos werdet und Arbeitslosengeld beantragen wollt, und dann fehlt euch irgend ein kleines Papierchen im "Original".Dann steht ihr monatelang ohne Kohle da, solltet ihr nicht vorgesorgt haben. Oder Familienbeihilfen bzw. Mietgeld. Da macht ihr vorher einen sozialen Striptease, bevor ihr einen Euro bekommt. Oder krank werdet und auf euer Krankengeld wartet. Oder erst mal die Pingeligkeit französischer Behörden bei der Erteilung der Carte de Séjour, wenn auf der Erteilungsstelle ein Funktionär sitzt, der sich mit Europa immer noch nicht angefreundet hat (oder gar heimlich die Front National wählt), und, und, und...
Um das nicht falsch zu verstehen: Ich will euch Frankreich nicht madig machen, im Gegenteil..., schließlich sind mit meiner Hilfe bereits einige tausend Deutsche nach Frankreich gelangt, - aber ich plädiere für etwas mehr Realismus. Wer als Ausländer schon lange legal in Frankreich lebt und arbeitet, weiß wovon ich schreibe.
Michael
Stefan Cilimba
Beiträge: 186
Registriert: Samstag 13. April 2002, 22:38
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Mittwoch 31. Juli 2002, 10:26

Hast recht Michael, "Blauäugigkeit" führt nur zu leicht zu verdammt "Blauen Augen".
Stefan
Luciana
Beiträge: 24
Registriert: Mittwoch 4. September 2002, 22:14
Wohnort: Paris (Saint Cloud)

Mittwoch 4. September 2002, 22:27

Hallo Petra,

Auch ich bin dabei mit meinem Freund nach Paris umzusiedeln. Vielleicht auch etwas "blauäugig" aber immerhin bekommen wir die Hilfe unserer IT Firma, für die wir auch weiterhin beschäftigt sein werden, nur in europäischen Zentralen mit französischem Arbeitsvertrag. Für uns geht die Wohnungssuche schon Ende September los - auch zum Glück mit Unterstützung einer von der Firma bezahlten Agentur. Aber danach kann ich Dir vielleicht meine Erfahrungen schildern.

Luciana
textspecht
Beiträge: 548
Registriert: Dienstag 27. August 2002, 13:32
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Donnerstag 5. September 2002, 00:56

Bonjour,

Stefan Cilimba hat es auf den Punkt gebracht: Blauäugigkeit führt verdammt leicht zu »blauen Augen«. — Ich habe einige Jahre in Paris gelebt und freiberuflich gearbeitet, allerdings immer mit offiziellem Büro- und Wohnsitz in Frankfurt/Main. Derzeit bereiten meine Frau und ich uns auf die berufliche und private "Komplett-Auswanderung" nach Frankreich vor und stellen dabei trotz aller früheren Frankreich-Erfahrung erst einmal fest, wie sehr der Teufel im bürokratischen Detail steckt. Ich kann darum auch Michael Kuss aus diversen eigenen Erfahrungen nur voll und ganz beipflichten.

Dabei geht es absolut nicht darum, Ihnen und anderen den Mut zu nehmen. Sie sollten einfach nur wissen und wahrnehmen, daß so ein Wechsel von Deutschland nach Frankreich eine ganz andere Sache ist als ein Urlaub oder ein Umzug von Hamburg nach München (oder auch Wien oder Zürich). Ich denke, es ist das Ziel aller Aktiven hier im Forum, andere Frankreich-Freunde vor schmerzhaften, teuren Erkenntnissen und Ernüchterungen möglichst zu bewahren. Denn wem wäre damit gedient, wenn Sie nach einiger Zeit zurück nach Deutschland gehen, weil Sie von Frankreich (konkret: von Ihren falschen Erwartungen an Frankreich) enttäuscht sind?!

Als ich vor gut 20 Jahren in Paris mal wieder total kopfschüttelnd in der Partner-Agentur saß und "diese Franzosen" nicht verstand, nahm mich unser (schottischer) Büroleiter beiseite und sagte mir einen Satz, den ich seitdem als erfolgreichen Schlüssel sehe: "Es gibt immer drei Wege, den richtigen, den falschen — und den französischen."
Und genauso ist es. Tag für Tag. Für alle, die Frankreich lieben, obwohl sie es manchmal schwer verstehen.

Bonne chance — Heinz-Günter Specht
Luciana
Beiträge: 24
Registriert: Mittwoch 4. September 2002, 22:14
Wohnort: Paris (Saint Cloud)

Samstag 7. September 2002, 16:42

Hallo Herr Specht,

es ist nett, dass Sie andere vor vorschnellen Entscheidungen und daraus resultierenden Enttäuschungen warnen wollen.

Ich denke aber, dass jeder der das Teenageralter schon einige Zeit hinter sich gelassen hat und vor hat, von Deutschland ins Ausland, z.B. also Frankreich zu gehen, so verantwortungsvoll ist, sich vorher zu erkundigen, was auf ihn zukommt. Eben weil es nicht mal eben von Hamburg nach Bremen oder so ähnlich ist. Und weil auch geklärt sein muss, was wird, wenn man mal krank wird, einen Unfall hat, die Rente aussieht, wenn es nach ein paar Jahren wieder zurück nach Deutschland geht usw.

Eine konkrete Hilfe ist da sicherlich auch nicht der Hinweis auf verzwickte Bürokratie und "Blauäugigkeit". Hilfreicher wäre sicherlich ein konkreter Hinweis auf einen guten Artikel, ein gutes Buch oder einen guten Link - was ja man zugegebenermaßen hier auch alles finden kann in den verschiedenen Frankreich-Foren.

Viele meiner Freunde arbeiten jedenfalls als Deutsche inzwischen in den USA, den Niederlanden, auch Frankreich, usw. und keiner hat es bisher bereut.

Wichtig ist nur, da stimme ich Ihnen zu, sich auch kulturell auf die Landesbewohner, hier also die Franzosen einzustellen. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass das auch gelingt, sofern man nur genug offen und tolerant den Menschen begegnet und sich nicht durch kleine Unfreundlichkeiten aus der Ruhe bringen lässt. Schließlich kann man sich auch durchaus gut mit Japanern anfreuen, wenn man sich auf sie einlässt - und Franzosen sollten uns ja schon mental näher als Japaner stehen:-)

Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf meine paar Jahre Frankreich und wünsche Ihnen alles Gute und wenig Bürokratenhindernisse bei Ihrer Komplett-Auswanderung.

Ihre Luciana
textspecht
Beiträge: 548
Registriert: Dienstag 27. August 2002, 13:32
Wohnort: Ardèche Sud

Samstag 7. September 2002, 19:36

Luciana schrieb:
(...) Ich denke aber, dass jeder der das Teenageralter schon einige Zeit hinter sich gelassen hat und vor hat, von Deutschland ins Ausland, z.B. also Frankreich zu gehen, so verantwortungsvoll ist, sich vorher zu erkundigen, was auf ihn zukommt. Eben weil es nicht mal eben von Hamburg nach Bremen oder so ähnlich ist. Und weil auch geklärt sein muss, was wird, wenn man mal krank wird, einen Unfall hat, die Rente aussieht, wenn es nach ein paar Jahren wieder zurück nach Deutschland geht usw.
(...) Hilfreicher wäre sicherlich ein konkreter Hinweis auf einen guten Artikel, ein gutes Buch oder einen guten Link - was ja man zugegebenermaßen hier auch alles finden kann in den verschiedenen Frankreich-Foren. (...)
Ihre Luciana

Bonjour,
das entspricht ziemlich genau dem, was ich in diesem Forum an anderen Stellen vor ein paar Wochen selber geschrieben habe: Wir sind alle deutlich über 18; Sozial- und Rentenversicherung ist ein überaus wichtiges Thema (für Dauer-"Aussiedler" wie für spätere "Rückkehrer"); trotz zahlloser offizieller Instanzen und anderer "gutinformierter Kreise" gibt es relativ wenige konkret umsetzbare Tips und Hilfen. —
Tatsache ist leider, daß wohl keiner umhinkommt, die Elemente und Fakten für seine persönlichen Erfordernisse, Interessen, Ziele selber zusammenzutragen. Und sehr oft auch im Internet schwer oder gar nicht findet, was er sucht. Das geht mir nicht anders als Ihnen und sicher etlichen anderen.

Ein Buch, das hilfreich sein könnte, hatte ich Ihnen ja schon an anderer Stelle empfohlen. Auf die Gefahr hin, Sie zu langweilen, nenne ich Ihnen folgende Websites für weitere Recherchen:
<www.service-public.fr>
<www.botschaft-frankreich.de>
<www.minefi.gouv.fr> — alle mit zahlreichen Links auf diversen Ebenen.

Wenn Sie Fragen zur Sozial-/Krankenversicherung haben sollten, helfe ich Ihnen gern mit meinem jüngst erweiterten Basiswissen — auch außerhalb dieses Forums über die direkte eMail-Adresse. Für eine konkrete Antwort wären einige konkrete, persönliche Angaben von Ihnen erforderlich.

Gerade zum Leben in Paris ist das Internet so gestopft voll,als gäbe es außerhalb von Paris, Lyon, Marseille oder Bordeaux kaum Leben in Frankreich. Ich denke, da müssen Sie sich wohl oder übel selber durchrecherchieren. Denn niemand kennt Ihre persönlichen Interessen und Ziele besser als Sie selber.
Mir ist klar, daß Sie keine "Gebrauchsanweisung" benötigen. Aber auch den schlichten "roten Faden" zur Orientierung "für alle" gibt es eben nicht. Weil wir alle höchst individuelle Motive und Ziele haben, weil Paris nicht Frankreich und Frankreich sehr differenziert ist. Betrachten Sie die zuvor erwähnten "blauen Augen" bitte ausschließlich unter diesem Aspekt: Es KANN da niemanden geben, dessen Beispielen oder Erfahrungen man weitreichend folgen kann. Wir alle müssen uns unsere persönlichen Informationen stückchenweise zusammentragen.

Beste Grüße, Heinz-G. Specht
Michael Kuss
Beiträge: 85
Registriert: Dienstag 16. April 2002, 21:33
Wohnort: Frankreich

Sonntag 8. September 2002, 01:12

Liebe Luciana, ich stimme mit Ihnen überein, dass es "so sein SOLLTE", dass wir alle verantwortungsbewusst unseren Ausstieg nach Frankreich - oder in andere Länder - planen, vorbereiten, durchführen sollten.

Die statistische Realität zeigt da leider andere Erkenntnisse auf: Als Journalist und Sachbuch-Autor befasse ich mich seit 32 Jahren mit dem Thema "Deutsche im Ausland"; dabei kam ich hundertfach mit deutschen Auslandskonsulaten und deutschen Kirchengemeinden im Ausland in Kontakt, und die können Ihnen solche haarsträubenden Geschichten von Naivlingen und Blauäugigen erzählen, die schlecht vorbereitet, mit Rosinen im Kopf und teilweise verantwortungslos sich und ihrer Familie gegenüber "ausgestiegen" sind (das würde, wäre es nicht so ernst, ganze RTL-Nachmittagstalkshows oder mehrere Spielfilme füllen).

Derzeit leben über 1,6 Millionen Menschen deutscher Staatsangehörigkeit im Ausland, davon mussten 32 % Konsulatshilfe in Anspruch nehmen, weil sie sich nicht genügend vorab informiert hatten, und weltweit sitzen knapp 700 Deutsche in ausländischen Gefängnissen, weil sie Traum und Realität verwechselt haben. Um so besser für Sie, liebe Luciana, dass Sie nicht zu den Träumern, sondern zu den Verantwortungsbewussten gehören. Denn für jene, die sich VORHER informieren, sich auch mit Detailfragen auseinander setzen und nicht die Diskussion scheuen, für jene gibt es heutzutage bereits eine Menge Fachbücher, Web-Seiten und Berater-Dienste. Und den Gedankenaustausch mit textspecht sollten Sie nach meiner Meinung auch ins Auge fassen.
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