Samstag 28. Januar 2006, 04:33
Lieber Thomas,
da hast Du Dir ein sehr schwieriges Thema aufgeladen. Und wenn Du nicht zu erwünschten Ergebnis kommen solltest, sag Deinem Dozenten einen schönen Gruß: Selbst mir als Journalist, der Frankreich seit vier Jahrzehnten kennt, der seit drei Jahren wieder im Lande lebt, sind gewisse Spielregeln absolut fremd.
Wie Du sicher schon festgestellt hast, gibt es in F neben der "Pariser Presse", die teilweise auch im Ausland zu beziehen ist, nur eine gottserbärmliche Regionalpresse, die mit deutschen Lokal- oder Regionalblättern überhaupt nicht zu vergleichen ist. Selbst das provinziellste deutsche Blatt hat feste, weit vorn angesiedelte Rubriken zur Welt- oder Tagespolitik, zu Wirtschaft und "Weltereignissen". Nicht so in Frankreich.
Die weiteren Ursachen dafür vermute (!) ich in der früheren sozialistischen Struktur und Lenkung Frankreichs bis in die Zeiten des Monsieur Mitterand. Mehr dazu gern auf Anfrage, hier würde das nun zu weit führen.
Daß es in F kein national-weites Pendant zur BLÖD-Zeitung gibt, liegt vermutlich am Informationsverhalten der Franzosen, das sich von dem der deutschen Nachbarn deutlich unterscheidet. Zeitungen und Magazine haben hier geringeren Stellenwert als in D. Hier dominiert das TV, wenn die nationale Ikone Jonny Halliday seine Steuern lieber in Belgien zahlen möchte. Die Printmedien bringen dann die Hintergrund-Stories.
Und was Frau Merkel mit Herrn Chirac zur Eröffnung der "Dresden"-Ausstellung in Paris palavert oder am Rande noch klärt, das juckt doch 20 km von Paris in der Provinz — pardon! — kein Schwein.
Du wirst Dich vermutlich damit abfinden müssen, daß Deutsche wie auch Briten einen hohen Bedarf an "Groschenblättern" haben, der in Frankreich kein konkretes Pendant hat.
Die "Revolverblätter" in Frankreich sehen völlig anders aus als in Deutschland. Ohnehin gewinnen die Internet- und TV-Medien da immer größere Bedeutung.
Melde Dich einfach, wenn Du weitere Fragen hast, okay? Ansonsten viel Spaß bei der der sicher höchst interessanten Recherche.
Gruß,
Heinz-Günter