Mietnomaden, locataires nomades, squatteurs in Frankreich

Renovieren, Kaufen, Mieten, Bauen, Grund- und Hausbesitz in Frankreich
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Humboldt
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Sonntag 9. Oktober 2011, 22:21

Viele, die unangehme Einsitzer dieser Art haben, glauben den in Frankreich umlaufenden Gerüchten, man könne diese während der Wintermonate nicht exmittieren, sie nicht an die "frische Luft setzen".

Es geht der Begriff um: " la trêve hivernale" = wörtlich übersetzt: "Waffenstillstand im Winter" - denn Eigentümer und Besetzer, Nomaden befinden sich im juristischen, wenn nicht weitergehenden Sinne im "Krieg".

Allerdings genügt es, kein Vorwurf, falls es jemand nicht kennt, das Gesetz zu studieren.

Es gilt la loi n° 89-462 du 6 juillet 1989, modifiée par la loi n° 2010-788 du 12 juillet 2010

Das kann man auch ergoogeln.

Sehr oft sind Vermieter nicht gut informiert, Nomaden treten (weil durch Routine geschult) als Wiederholungstäter souverän und freundlich mit glaubhafter "Story" auf, geben vor, eigentlich kaufen zu wollen (Vermieter denkt an gens aisés, übersieht, dass sie ein Schrottauto fahren, kann ja aus coolness sein) und schon sitzt der Vermieter in der Falle. Schlüssel ausgehändigt, erste Miete bezahlt - und der Tanz beginnt.

Ein wesentliches Merkmal ist: der locataire muss das Mietobjekt auch versichern und eigentlich bei Schlüsselübergabe schon den Versicherungsnachweis erbringen. Dafür fehlt ihm meist das Geld (er würde zum Versicherungsbetrüger)
oder der Wille, auch nur einen Penny mehr zu zahlen.

In diesem Fall greift der Article 7, paragraphe g] - article 10 des genannten Gesetzes, der die unverzügliche Räumung (nach geringer Frist) zulässt, weil dem Eigentümer nicht zuzumuten ist, die Risiken eines unversicherten Mietobjektes auf seine Kappe zu nehmen.

Fortsetzung folgt
Tonton
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Montag 10. Oktober 2011, 05:37

Viel besser hilft da, nur einschliesslich Wasser zu vermieten !

Mache ich jedenfalls so, lasse den Wasserzähler auf meinen Namen, und der verbrauch wird halt gesondert abgerechnet.

Zahlt der Mieter seine Miete nicht, ja, dann hat man selbst halt nicht genügend Geld um auch die Wasserrechnungen zu bezahlen und muss leider den Wasserhahn abdrehen !

Das halten die keine 2 Tage aus, und die flehen einen an ihre Miete bezahlen zu dürfen.

Kann ich nur weiterempfehlen.

Strom habe ich auch schon mal ausprobiert, aber wenn man sich mit'm Nachbarn arrangiert, kriegt man so ein Kabel ja auch unter einer Tür durchgeschoben. Das klappt bei Wasserleitungen nicht so einfach.
Humboldt
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Montag 10. Oktober 2011, 07:32

Ich wollte zunachst nur die juristische Seite darlegen, dann die psychologische.

Dennoch ist es rührend, Tonton, dass Du mit praktischen Ratschlägen dazwischen gehst, die in der France métropolitaine als Körperverletzung geahndet würden.

Ausserdem ist der Rat mit den Nachbarn nicht gut umzusetzen, wenn dieser 600 m entfernt wohnt. Wir leben eben nicht auf einer übersiedelten Insel.
Tonton
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Montag 10. Oktober 2011, 09:34

Nein, das ist keine Körperverletztung, sondern einfach fehlende (finanz)Mittel, da ja der entsprechende Obolus zur Wasserzahlung nicht einging.
CGE, Veolia, etc. drehen Dir übrigens auch das Wasser ab, wenn Du deren Rechnungen nicht bezahlst.

Und sonst dürfen die Mieter halt gerne dagegen klagen. Weisst ja wie lange das in Frankreich dauert. Wenn sie's denn mal so lange aushalten....
Humboldt
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Montag 10. Oktober 2011, 10:28

Siehst Du, das ist die Diskussion, die ich nicht haben wollte.

Erstens stellen die Energiekonzerne nicht sofort die Versorgung ein, sondern sie versuchen, ein Programm des "Ratenweise-Abstotterns" mit Dir zu erarbeiten und stunden geschuldete
Beträge!

Zweitens ist es juristisch etwas anderes,wenn ich als Privatperson (Vermieter) meinen Mietern den Heizstrom im Winter kappe. Das ist Körperverletzung, Offizialdelikt.

Im Indischen Ozean, bei Euch also, mögen die Gerichte dies anders sehen.

Lebtest Du mit Deiner Cessna nicht auf Mayotte und hattest nicht mal einen eigenen Piloten, der sich nach den Preisen für Flugbenzin erkundigen konnte? So jedenfalls meine Erinnerung.

Hier in France métropolitaine klagt der Vermieter auf "éviction" - und das dauert.
Daher lassen viele dies von anderen "in die Hand nehmen". Womit man das Problem nur zum nächsten Nomaden-Opfer verschiebt.
Tonton
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Montag 10. Oktober 2011, 12:27

Humboldt hat geschrieben: Im Indischen Ozean, bei Euch also, mögen die Gerichte dies anders sehen.
Wir haben doch nur korrupte Richter hier. Schickt uns die Metropole doch immer.
Humboldt hat geschrieben: Hier in France métropolitaine klagt der Vermieter auf "éviction" - und das dauert.
Na, dann halt selbst Schuld. ex-Legionäre müsstet Ihr doch eigentlich auch für sowas haben
Humboldt hat geschrieben: Lebtest Du mit Deiner Cessna nicht auf Mayotte und hattest nicht mal einen eigenen Piloten, der sich nach den Preisen für Flugbenzin erkundigen konnte? So jedenfalls meine Erinnerung.
Lear Jet. Mach jetzt aber immer einen Bogen um Libyen, da werd ich sonst nur abgeballert.
Ausserdem lohnt sich der Umweg über Dubai auch preislich.
Humboldt
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Montag 10. Oktober 2011, 13:01

Tonton hat geschrieben: Na, dann halt selbst Schuld. ex-Legionäre müsstet Ihr doch eigentlich auch für sowas haben
Ich hab das mit einem Ex-Sanitäter und späteren Bodyguard eines Generals der Special Royal Forces gemacht, einem kleinen hutzeligen Männeken, aber der beherrschte Griffe und Hebel besser und schneller, als ich gucken konnte.
Das grösste Problem war dabei die korpulente Ehefrau ("les trois boudins"), die Masse hatte und immer nur "harassment" schrie, Scottish people halt, die seit Jahren hier ihr Unwesen trieben und eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Vorher hatten wir mit der Police Station in Campbeltown und dem CID in Glasgow telephoniert. Jetzt kann ich auch mit schottischem Akzent sprechen, so hat alles seinen Vorteil. Lustig wird es, wenn ich mit schottischem Akzent Französisch spreche. Gute Übung.
Tonton
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Mittwoch 12. Oktober 2011, 04:15

Also, wenn Du an SCHOTTEN vermietest, dann hätte ich Dir aber schon vorher sagen können, dass Du Probleme bekommen wirst Deine Miete zu kassieren.

Das die geizig sind, sollte doch nun wirklich bekannt sein.
Humboldt
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Sonntag 30. Oktober 2011, 18:34

Nachdem wir sie in ihrer "Karriere" quer durch Teile Frankreichs wieder bis nach Scotland, Stadt DUNS, woher übrigens der mittelalterliche Autor Duns Scotus stammte, verfolgen konnten, sind wir aufgrund der verheerenden Umstände, unter denen das in ihrer "Obhut" befindliche Kind leben muss (Details kann ich nicht ausbreiten), den Weg über die Sozialbehörden und die Staatsanwaltschaft gegangen. Die Probleme des Kindes konkretisierten sich erst im Laufe des Nachforschungen.

Alles andere waren ja zivilrechtlichtle Fragen.

Jedenfalls konnten wir erreichen, dass die schottischen und die frz. Behörden sich kurzschliessen, sie über Interpol ausgeschrieben sind, und wir können nur hoffen, dass sie noch dasselbe Handy benutzen, dann kann man sie über die géolocalisation von der Strasse nehmen und dem Kind helfen.
Humboldt
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Montag 31. Oktober 2011, 16:39

Auch der EXPRESS beteiligt sich an der Verbreitung der Fehlinformation:

http://www.lexpress.fr/actualite/societ ... 46336.html

Sprachlich interessant daran ist der Untertitel:

"se faire expulser" ist wie die Konstruktion mit "se voir ...." ein Ersatz für das Passiv:
also im Deutschen "rausgeschmissen werden"!

Im Eingangsbeitrag habe ich dargelegt, unter welchen Umständen dies dennoch nach kurzer Frist möglich ist.
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