Bahnfahren in F: Intercité statt TGV...?

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mk1967
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Donnerstag 13. November 2014, 10:43

Hallo :)

ich bin neu im Forum, habe mich mal durch die Rubriken gelesen, aber ich vermute mal, meine Frage war bislang zu exotisch, um behandelt zu werden. :wink: Da kommt wahrscheinlich auch kein normaler Mensch drauf :mrgreen:, aber...

ich möchte kommenden April per Bahn von Strasbourg (alternativ Paris) nach Nîmes (und retour) fahren, dabei will ich mir zwei Tage Zeit nehmen - nicht zuletzt, um was von Frankreich zu sehen -, und werde einiges an Gepäck haben (im Klartext: einen Kontrabaß :wink: ).
Beim Suchen auf den SNCF-Seiten bin ich auf die Intercités http://www.sncf.com/fr/trains/intercites gestoßen, die mir passender zu sein scheinen als der TGV. (Oder liege ich da schief? Von Deutschland sieht man im IC schließlich auch mehr als im ICE...) Einige Male umzusteigen, ist für mich nicht so das Problem; und schnell sein müßte die Verbindung auch nicht.

Per Bahn in Frankreich war ich zuletzt vor 26 Jahren unterwegs :oops: - just in einem Corail-Schnellzug, aber das waren auf der betreffenden Strecke Mulhouse-Chalon/Saône noch Vor-TGV-Zeiten (* siehe unten :wink: ).

Die Schwierigkeit ist nun, daß die SNCF mich bei der Verbindungssuche im Netz ( http://intercites.voyages-sncf.com/trai ... cites-jour ) sofort auf TGV-Verbindungen verweist.
Die Alternative wären TER-Regionalzüge http://www.sncf.com/fr/trains/ter - aber da bin ich mir nicht sicher, ob ich in jedem Zug problemlos mitsamt Kontrabaß mitkäme (Stichwort Berufsverkehr, volle Gepäckabteile etc.). Und deswegen überraschend in Belfort oder Lyon liegenzublieben, wäre nicht so toll.
Auch die Ausschlußmöglichkeit "TGV" bei der Verbindungssuche auf den SNCF-Seiten funktioniert nicht so recht.

Wüßte jemand von Euch eine Möglichkeit, wie man bei der SNCF gezielt nach Tages-Intercité-Verbindungen suchen kann?
Und wo wir schon dabei sind: Es sieht für mich so aus, als ob Fahrkarten für Intercités nur mit Zugbindung erhältlich sind, n'est-ce pas?

Ach ja: Die Möglichkeit, statt der Bahn das Auto zu nehmen, hätte ich natürlich - aber nach Autobahnfahren stünde mir ganz und gar nicht der Sinn :? . Nicht mal in erster LInie der Maut wegen, sondern wegen der Weisheit, die die Österreichischen Bundesbahnen mal vor Jahrzehnten in einem Werbeslogan verpackten: "Landschaft?? Ich hab nur einen gelben Mittelstreifen gesehen." :D Und ließe sich eine zwei- bis dreitägige Fahrt Strasbourg-Nimes nach Eurer Erfahrung allein über die Routes Nationales bewerkstelligen, ohne die Männekes zu kriegen...? :|

Merci beaucoup für jeden guten Tip! :)
Michael

* Apropos Strasbourg-Chalon/S. 1988: An dieser Stelle muß ich einfach den vier unbekannten SNCF-Schaffnern auf dem Bahnhof Mulhouse danken, die auf meine damals radebrechende französische Frage nach dem passenden Zug tatsächlich herauskriegten, daß der gerade angekündigte Corail-Zug auch wirklich in Chalon halten würde... Einer der vier sprintete sogar zweimal quer über die Gleise in sein Büro im Hauptgebäude, um die passenden Kursbücher zu holen... Chapeau Messieurs et Chapeau SNCF... :D
Axurit
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Donnerstag 13. November 2014, 12:51

Hallo Michael,

Dass du keine Intercité-Verbindung findest, liegt wahrscheilich schlicht daran, dass es keine solche gibt. Die SNCF favorisiert den TGV wo immer es geht, das heisst dass es Intercité-Verbindung nur noch auf wenigen, nicht auf Paris zulaufende Verbindungen gibt, z.B. Bordeaux - Toulouse - Marseille - Nizza. Aber meines Wissens gibt es für Nîmes - Straßburg keine Tages-Verbindung mit Intercités, auch nicht mit Umsteigen. Was es gibt, ist ein Nachtzug, unter der Woche Straßburg - Avignon - Nizza und am Wochenende Straßburg - Montpellier - Portbou. Allerdings könnte beim Nachtzug der Kontrabass ein Problem darstellen.

Hinzu kommt, dass selbst dort, wo es eine Umsteigeverbindung mit IC oder TER gäbe, das Auskunftssystem der SNCF diese nicht ausspuckt. Da hilft oft das Buchungssystem der DB mit der Option "Nur Nahverkehr" weiter. Dort kann man dann allerdings nicht buchen. Du kannst es auch mal bei https://www.capitainetrain.com/ versuchen, einem Online-Vermittler von Bahnfahrscheinen.

TER-Verbindungen, die über eine Region hinausgehen, findet man auf dem Buchungssystem der SNCF überhaupt nicht. Man muss sich diese Verbindungen entweder bei der DB heraussuchen oder auf http://www.sncf.com/fr/trains/ter zusammenstückeln. Das Problem bei dieser Reisevariante sind die langen Umsteigezeiten an den Grenzen der Regionen. Es ist durchaus normal, dass man beim Wechsel vom TER Rhone-Alpes auf den TER Languedoc-Roussillon eine Stunde oder mehr warten muss. Taktverkehr ist in Frankreich weitgehend unbekannt. Von Strasburg nach Nîmes hat man dieses Problem in Mulhouse, Belfort, Besançon, Lyon und Avignon! Da wird es knapp, wenn man die Strecke an einem Tag schaffen will :cry: . Laut Fahrplan geht es, aber wenn der Anschluss nur einmal wegen einer Verspätung nicht klappt, kann das eine unfreiwillige Übernachtung zur Folge haben. Ansonsten würde ich die TER-Lösung durchaus in Erwägung ziehen. Ich habe im Juni während des Bahn-Streiks Perpignan - Basel auf diese Weise gemacht, streikbedingt in zwei Tagen. Ich fand das eine sehr entspannte Art des Reisens sofern die Zeit nicht knapp ist. Man sieht viel Landschaft und kann bei längeren Aufenthalten eine Pause in einem Café gegenüber des Bahnhofs einlegen. Wenn man nicht gerade zur Feierabendzeit in Lyon umsteigen muss, dürfte es keine Probleme mit Überfüllung geben.

Radreisende schlagen sich auch regelmäßig mit den Tücken des Bahnfahrens in Frankreich herum. Man findet dazu viele nützliche hinweise auf dieser Seite:

http://radreise-wiki.de/Bahn_und_Rad_in ... t.C3.A9s_2

unter anderem auch Hinweise auf Reisebüros in Deutschland, die auf Bahnfahren in Frankreich spezialisiert sind.


Zur Fahrt mit dem Auto: natürlich kann man Strasbourg - Nîmes in drei Tagen über die Landstraßen schaffen. Wenn der Nachtzug ausscheidet und du dir zwei Tage im TER

Grüße
Rainer
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Aperdurus
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Donnerstag 13. November 2014, 15:39

Salut Michael,
Von Straßburg bis Mulhouse ist es meist kein TGV. Ab Mulhouse hält der TGV dann -zig mal bis Lyon. Ganz so schnell ist die Durchquerung des Südens von Frankreich also dann auch nicht.
Axurit hat recht: auf den Fernreisestrecken werden meist TGVs vorgeschlagen. Möglicherweise musst Du Deine Strecke in Einzelportionen aufteilen. Wie das dann preislich und zeitlich aussieht....,.??
Strassbg - Mulhse- Grenoble- Valence Ville -Avignon Ville- Nîmes.
Schönen Gruß
Aperdurus
mk1967
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Donnerstag 13. November 2014, 18:45

Ah - merci beaucoup, Aperdurus et Rainer :)
Aperdurus hat geschrieben: Strassbg - Mulhse- Grenoble- Valence Ville -Avignon Ville- Nîmes.
Das habe ich mir zum Spaß auch mal angeguckt - genau, wie Rainer schreibt...
Axurit hat geschrieben: auf http://www.sncf.com/fr/trains/ter zusammenstückeln.
...zusammengestückelt aus den aneinandergereihten Regions-Seiten der SNCF :wink:. Es erinnert mich an lange Eilzug-, Pardon, RE-Verbindungen hierzulande. Die sind ja an sich machbar - nur den Platz für den K-Baß müßte ich natürlich ausknobeln...
Axurit hat geschrieben: Taktverkehr ist in Frankreich weitgehend unbekannt.
Man lernt nie aus... :)
Axurit hat geschrieben: Von Strasburg nach Nîmes hat man dieses Problem in Mulhouse, Belfort, Besançon, Lyon und Avignon!

Das erinnert mich doch tatsächlich an meine Rückfahrt Chalon/S.-Strasbourg in Regionalzügen anno 1988: mit Umsteigen in Dijon, Besancon, Belfort und noch an zwei Bahnhöfen, die ich nicht mehr weiß... aber es war irgendwie schon kultig :D Acht Stunden dauerte es... aaaaber die Anschlüsse haben alle geklappt. Und ich kann mich nicht erinnern, in Strasbourg verspätet angekommen zu sein. 8) Damals fielen einem Verspätungen beim Bahnfahren noch auf.
Axurit hat geschrieben: Laut Fahrplan geht es, aber wenn der Anschluss nur einmal wegen einer Verspätung nicht klappt, kann das eine unfreiwillige Übernachtung zur Folge haben.
... und gerade heute mittag habe ich von meiner Französisch-Dozentin (aus Bordeaux) erfahren, daß die heutige SNCF offenbar keineswegs zuverlässiger ist als die in jeder Hinsicht gruselige Deutsche Bahn :cry:

Immerhin kann die SNCF vermutlich das Argument für sich beanspruchen, daß sie wirklich kein Geld zum Sanieren der Bahntechnik hat - und eben nicht Milliarden für einen Hobby-Keller-Hauptbahnhof rausschmeißt, den sie über der Erde schon hat. :mrgreen: Nix für ungut, liebe Stuttgarter Verkehrspolitiker...
Axurit hat geschrieben: Ansonsten würde ich die TER-Lösung durchaus in Erwägung ziehen. [...] Man sieht viel Landschaft und kann bei längeren Aufenthalten eine Pause in einem Café gegenüber des Bahnhofs einlegen.
Hmmm - das klingt ja eigentlich sehr charmant und anziehend... 8)
Axurit hat geschrieben: unter anderem auch Hinweise auf Reisebüros in Deutschland, die auf Bahnfahren in Frankreich spezialisiert sind.
Une bonne idée - denn ich bin oft in Köln, und dort gibt's ein SNCF-Büro :idea:
Axurit hat geschrieben: Zur Fahrt mit dem Auto: natürlich kann man Strasbourg - Nîmes in drei Tagen über die Landstraßen schaffen.
... und irgendwie ist auch diese Lösung noch nicht ganz aus dem Rennen... :wink:

Michael
FrancComtois
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Freitag 14. November 2014, 16:05

Es gibt derzeit ab Belfort mehrmals täglich durchgehende TER-Züge bis Lyon, aber hier gibt es fast stündlich Verbindungen runter bis Avignon und ab hier auch wieder Anschlüsse nach Nimes.

Du kannst aber auch, als besonderes Schmanckerl, ab Lyon über Saint Emilion und Issiore die Allierschlucht runter fahren bis Nimes, da fahren nur drei Züge täglich, ist aber der Hammer.
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mk1967
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Samstag 15. November 2014, 17:50

FrancComtois hat geschrieben:ab Lyon über Saint Emilion und Issiore die Allierschlucht runter fahren bis Nimes
Das hab ich mir im Netz mal angeguckt - sieht tatsächlich beeindruckend aus... :shock:
FrancComtois hat geschrieben:Es gibt derzeit ab Belfort mehrmals täglich durchgehende TER-Züge bis Lyon, aber hier gibt es fast stündlich Verbindungen runter bis Avignon und ab hier auch wieder Anschlüsse nach Nimes.
Das hört sich auch sehr gut an - umschauen muß ich mich vorher nur noch nach Bildern aus dem Inneren der TERs, denn auch in deutschen Zügen muß man schon relativ genau wissen, wo man einen Kontrabaß bequem unterbringen kann; sonst handelt man sich (im günstigsten Falle) aufwendige Rennerei ein :wink:
Axurit
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Samstag 15. November 2014, 18:28

mk1967 hat geschrieben:Das hört sich auch sehr gut an - umschauen muß ich mich vorher nur noch nach Bildern aus dem Inneren der TERs, denn auch in deutschen Zügen muß man schon relativ genau wissen, wo man einen Kontrabaß bequem unterbringen kann; sonst handelt man sich (im günstigsten Falle) aufwendige Rennerei ein :wink:
Ich bin ab und zu mit dem Fahrrad in den TERs unterwegs und brauche daher auch mehr als nur einen Sitzplatz und eine Ablage für eine Tasche. Leider kommt auf den TER-Strecken kein einheitlicher Zugtyp zum Einsatz sondern so ziemlich alles, was Siemens, Bombardier, Alstom und andere in den letzten 50 Jahren produziert haben, moderne Nahverkehrszüge mit niedrigem Einstieg ebenso wie die alten D-Zug-Wagen, bei denen man sich die Treppe hoch quälen muss. Erstere haben relativ großzügige Flächen für Fahrräder und sonstiges sperriges Gepäck. Bei den alten D-Zug-Wagen ist das je nach Region und Strecke ganz unterschiedlich. Aber es gibt immer ein Fahrradabteil, in dem meist auch Sitzbänke und eine kleine Ecke für Sperrgut vorhanden sind.

Bei den Intercités kenne ich mich nicht so gut aus. Da gibt es z.B. welche, bei denen man kein Fahrrad mitnehmen kann. Aber das will ja nicht heißen, dass da kein Platz für einen Kontrabass ist ;) Und generell habe ich mit dem Personal der SNCF gute Erfahrungen gemacht. Man ist immer bemüht eine Lösung zu finden.
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