Schwarzarbeit oder Steuerhinterziehung

Alles zum Thema Leben, Arbeiten, Studieren etc. in Frankreich. (Keine Annoncen)
Antworten
Benutzeravatar
Rush
Beiträge: 89
Registriert: Dienstag 25. September 2007, 21:27
Wohnort: Sophia Antipolis/Côte d'Azur

Donnerstag 14. Juni 2012, 13:38

Hallo liebe Foren-Gemeinde,
ich habe lange überlegt, ob ich mein spezielles Anliegen hier veröffentlichen soll oder nicht.
Aber da hier in diesem Forum doch einige Mitglieder vorhanden sind, die über einige Erfahrungen und auch Wissen verfügen, über die ich und so manch anderer „User“ nicht verfügen, habe ich mich doch für eine Veröffentlichung entschlossen!
Somit möchte ich gleich ins Detail übergehen:
Ich lebe nun seit 2006 an der schönen „blauen Küste“, habe aus mehr oder weniger Langeweile heraus eine Firma gegründet (auto-entrepreneur). Ich biete, wie man so schon auf deutsch sagt, einen „All-round-Service“ an.
Ich betreibe dies aus reiner „Spass-an-der Freud“ und Lust und Laune. Aufträge kommen nur durch Mundpropaganda – und diese mit der Zeit erschreckend viel! Mag ja gut sein….
Was mein Anliegen jedoch ist: Ich habe meine erbrachte Leistung immer schön brav in Rechnung gestellt, überteuert war ich nie – ganz im Gegenteil (ich habe Flohmarktpreise!)
Leider habe ich aber einen Kunden, der mit meiner Rechnungsstellung nicht einverstanden war. Er wünschte eine Rechnungsstellung für nicht erbrachte Leistung! (Ich will ihm jetzt keine beabsichtliche Steuerhinterziehung unterstellen!)
Als ich die verneinte, wurde das Arbeitsverhältnis zwischen uns fristlos gekündigt!
Daraufhin hat er eine „Firma“ gefunden, die die bisher von mir getätigten Arbeiten (und mehr???) erledigt. Ich weiss, dass diese Firma Scheinrechnungen ausstellt, Schwarzarbeit leistet und diverse Sachen mehr.
Und jetzt kommt endlich meine Frage: Ich möchte beiden einen „Gefallen“ tun, kann mir jemand (gerne auch per PM) einen Rat geben, an wen ich mich diesbezüglich wenden kann?

Ich gebe zu, ich will hier gezielt jemanden „einen auswischen“!
Jedoch habe ich leider festgestellt, dass gerade die kleinen Firmen oder Ein-Mann-Betriebe (meistens arabischer Abstammung) hier an der Riviera von den „Superreichen“ ausgebeutet und unter ihrer Würde behandelt werden!

Gruss
Rush
Benutzeravatar
Gero
Beiträge: 474
Registriert: Freitag 21. Februar 2003, 13:37
Wohnort: Kehl / Aude

Donnerstag 14. Juni 2012, 20:00

Tja, deutsche Tugenden erweisen sich manchmal als richtig geschäftsschädigend... :P

Mein erster Gedanke: ich würde erstmal Gras über die Sache wachsen lassen - da kommt es doch auf ein halbes Jahr nicht an und das verwischt auch die "Rückverfolgbarkeit" ... :mrgreen: ...und vielleicht besinnt man sich ja auch eines Anderen... :?:

Ansonsten würde ich mal beim örtlichen CDI (Centre Des Impots) vorbeischauen...vielleicht hängen da ja zufällig so Poster mit interessanten Telefonnummern...oder ganz klassisch mit ausgeschnittenen Buchstaben aus der Zeitung, Umschlag und weg...ach nein ich glaube, das ist nicht das richtige Genre ... :D
Benutzeravatar
Aperdurus
Beiträge: 1663
Registriert: Mittwoch 8. Februar 2006, 08:49
Wohnort: südlich Lyon
Kontaktdaten:

Donnerstag 14. Juni 2012, 21:08

Salut Rush,

nimm einfach das Motto, das Du immer unter Deine Posts stellst. Mach Dein Ding, tu es mit Ehrlichkeit und Überzeugung und verlange von Deinen Kunden das, was Du brauchst und wofür Du etwas geleistet hast.
Dein gewählter Job ist es doch nicht, die Welt zu verbessern, lass die Unredlichen links liegen. Du hast Spaß und Erfolg bei Deinem Nebenjob, weil Du ehrlich bist. Das merkt auch Dein Kunde. Nutze Deine Energien für neue Aufträge anstatt für Rache.
Das klingt jetzt wie das Wort zum Sonntag. Ist es ein bisschen auch. Mein Motto während meines Berufslebens war z.B. immer: Handle so, als würden Dir Deine Mitarbeiter über die Schulter sehen. Handle Du also so, dass Du nichts verbergen musst.
Wenn Dir Dein Seelenleben lieb ist, lass die anderen wursteln.
Schönen Gruß aus der Drôme
Aperdurus
Yoyo
Beiträge: 718
Registriert: Freitag 12. August 2005, 09:04
Wohnort: Südwest-Frankreich

Freitag 15. Juni 2012, 12:29

Ich kann mich Aperdurus nur anschließen. Auch wenn Du verständlicherweise sauer bist, hast Du doch keinen wirklich "guten" Kunden verloren.

Außerdem wird man bei der Arbeit schwarz und ohne Rechnung als Kunde sowieso nur über den Tisch gezogen, denn hier zumindest ziehen die Handwerker meistens nur die TVA ab - dafür verzichtet der Kunde auf jegliches Rechtsmittel, wenn etwas schief gegangen ist und der Handwerker freut sich zusätzlich über die nicht bezahlten Sozialabgaben und Steuern auf Gewinne. Also macht man als Kunde für ein paar Euros weniger ein richtig schlechtes Geschäft.

Auch den Franzosen ist es meistens wichtiger, dass Handwerker zuverlässig und gut sind, als dass sie ein paar Euro Steuern hinterziehen können. Genieße Du also lieber unbeschwert deinen guten Ruf, der sich auf jeden Fall weiter herumsprechen wird.
Tonton
Beiträge: 489
Registriert: Mittwoch 15. April 2009, 07:59
Wohnort: 21°Süd 55°Ost

Freitag 15. Juni 2012, 16:52

öh, Rush, Legionäre habt ihr nicht im Ort?
Napoleon51
Beiträge: 612
Registriert: Freitag 21. Juli 2006, 17:27
Wohnort: Westfalen & (oft) FR83700 Saint-Raphael
Kontaktdaten:

Sonntag 17. Juni 2012, 02:15

Salut Rush,
auch von mir kommt ein guter Rat: Investiere die für die "Rache" geplante Zeit lieber für ein Sonnenbad oder einen geselligen Abend mit Freunden. Investiere die Zeit und Energie für den nächsten Kunden und mache etwas besonderes aus diesem Kontakt. Bleibe Deiner Linie treu, so bleibst Du sauber und weniger angreifbar. Nimm ein Blatt Papier, schreibe den Namen des "bösen Kunden" darauf, steck das Papier mit einem Stein in eine Tüte und versenk alles im Meer, incl. Deiner bösen Gedanken.
Biervernichter
Beiträge: 1
Registriert: Donnerstag 5. Juli 2012, 18:37

Donnerstag 5. Juli 2012, 18:59

Warum nicht einen Brief an die Steuerbehörde schicken oder so? Das ist vielleicht gewisse Rache, aber gleichzeitig auch gute Bürgerspflicht Verbrechen anzuzeigen. Ich würde an Deiner Stelle schauen ob ich nicht irgendwie eine anonyme Anzeige machen kann...
Amadeus
Beiträge: 33
Registriert: Dienstag 29. März 2011, 10:18

Mittwoch 11. Juli 2012, 16:08

Rush: Ich habe versucht, mich in die wenigen Angaben hineinzudenken. Ich wüsste eigentlich nicht, wo ein "Arbeitsverhältnis" gekündigt wäre - denn ein AE ist ein Auftragnehmer und die Frage, die sich nebenbei zwanglos stellt, ist, ob Sie für die bisherigen Aufgaben überhaupt AE-zugelassen waren. Können Sie Ihren Vorwurf an den Ex-Auftraggeber denn belegen? Ich habe sehr viel Verständnis für eine gewisse Verärgerung, aber das Denunziantentum, das hier durchscheint, ist doch im Grunde sinnfrei. Welchen Gewinn - Sie machen das Ganze -AE - ja aus Spass an der Freud' - hätten Sie? Wenn Sie sicher sind, dass ein Vergehen vorliegt: warum zeigen Sie es nicht einfach mit offenem Visier an? Wobei: was genau würden Sie anzeigen wollen? Sie haben, was ich (halbwegs) sympathisch fand, zugegeben, dass Sie der anderen Seite gerne eins reinwürgen möchten. Wer könnte das nicht für sich selbst schon mal gefühlt haben? Aber, in tiefem Ernst: was hätten Sie davon? Vor allem: für eine Falschbezichtigung könnten Sie sich mächtig in die Nesseln setzen, Sie sollten also sehr genau wissen, wovon die Rede ist und dies dann auch belegen können.
Zum guten Schluss noch ein Hinweis: ich beschäftige ab und an sog. AE, lasse mir aber von jenen jeweils min. 6 Auftraggeber namentlich benennen, denn AE ist gerne ein Schild für kaschierte Schwarzarbeit. Wenn Sie also zunächst Ihren eigenen Status hinreichend belegen können, spricht doch gar nichts dagegen, dass Sie - so Sie das müssen - eine offizielle Anzeige erstatten? Ich wüsste gerne mehr zum Verlauf und, da Sie es öffentlich machten - wage ich die Bitte an Sie, weiter zu berichten.
Ich bin die Waldfee

Mittwoch 11. Juli 2012, 17:01

Rush hat geschrieben: Leider habe ich aber einen Kunden, der mit meiner Rechnungsstellung nicht einverstanden war. Er wünschte eine Rechnungsstellung für nicht erbrachte Leistung! (Ich will ihm jetzt keine beabsichtliche Steuerhinterziehung unterstellen!)
Als ich die verneinte, wurde das Arbeitsverhältnis zwischen uns fristlos gekündigt!
Daraufhin hat er eine „Firma“ gefunden, die die bisher von mir getätigten Arbeiten (und mehr???) erledigt. Ich weiss, dass diese Firma Scheinrechnungen ausstellt, Schwarzarbeit leistet und diverse Sachen mehr.
(....)
Ich gebe zu, ich will hier gezielt jemanden „einen auswischen“!
Jedoch habe ich leider festgestellt, dass gerade die kleinen Firmen oder Ein-Mann-Betriebe (meistens arabischer Abstammung) hier an der Riviera von den „Superreichen“ ausgebeutet und unter ihrer Würde behandelt werden!
Gruss
Rush
Ich möchte hier ohne zu zögern Amadeus beipflichten. Einerseits ist die Darstellung für uns Leser nicht ganz nachzuvollziehen - bis hin zu den Sympathieerklärungen für die kleinen Krauter (der Zusammenhang wird nicht ganz klar). Worin läge der Vorteil des
ehemaligen Auftraggebers bei Zustandekommen der Rechnungsstellung in seinem Sinne?

Andererseits liegt wohl kein "Verbrechen" vor (wie hier ein anderer behauptete), ob ein "Vergehen", ein "Verstoß", eine "infraction", eine "fraude", ein "faux" oder "usage de faux" vorläge, scheint mir zweifelhaft. Allenfalls der Versuch zur Anstiftung einer Falschfakturierung, wobei "parole contre parole" stünde.

Eine anonyme Anzeige bei der Brigade des Finances landet gleich im Papierkorb.
Beweismittel beizubringen wäre wohl nicht so einfach, blosser Verdacht gilt eher als schnöde und fällt auf einen selbst zurück. "Gehässigkeit" - LA HAINE - im Französischen ein facettenreiches Wort.

Vielleicht bin ich naiv, aber bei Scheinrechnungen muß doch immer Geld fliessen und zurückfliessen. Dürfen wir mehr Details erfahren?
Gruß G.
Benutzeravatar
Rush
Beiträge: 89
Registriert: Dienstag 25. September 2007, 21:27
Wohnort: Sophia Antipolis/Côte d'Azur

Montag 23. Juli 2012, 20:49

Zwar etwas verspätet aber trotzdem möchte ich mich für die ganzen Ratschläge von Euch bedanken! Ich verbleibe auch so, wie Ihr mir geraten habt und verzichte auf weitere rechtliche Schritte (obwohl es mir schon etwas gegen den Strich geht). Aber wie dem auch sei, der Ärger den icht damit hätte, wäre des Aufwandes glaub ich nicht wert!

Besten Dank und viele Grüsse
Rush
Tonton
Beiträge: 489
Registriert: Mittwoch 15. April 2009, 07:59
Wohnort: 21°Süd 55°Ost

Dienstag 24. Juli 2012, 02:28

Ich bin die Waldfee hat geschrieben: Worin läge der Vorteil des
ehemaligen Auftraggebers bei Zustandekommen der Rechnungsstellung in seinem Sinne?
....
Beim Plus-Value !

Verkäuft er sein Anwesen nach X-Jahren, mit Wertsteigung, sagen wir mal, nur um eine runde Zahl zu nennen: 100.000
=> Steuerpflicht 35% !

Kann er aber Handwerkerrechnungen aus den letzten Jahren vorlegen über (wieder mal nur eine runde Zahl): 50.000 ..
Na, was bleibt dann noch übrig?
Antworten