Ich kam bei einem längeren Irlandaufenthalt erstmals mit der Pflanze in Berührung, dort ragwort genannt und schon seit den 30er Jahren als meldepflichtig geführt.
Sicher findet man in Frankreich auf den Seiten des INSV eher etwas über die Béribéri auf Mayotte denn über eine im Vergleich relativ harmlose Pflanze.
Wer unlängst im frz. Fernsehen den Film « Soldat Ryan » sah, konnte Schauspieler durch ein riesiges gelbes Feld mit blühenden Jakobskreuzkrautpflanzen - Blüten – in der Normandie schleichen sehen. Hätte die Filmindustrie nicht gerichtsmedinische Kleidung, Mundschutz und Handschuhe vorsehen müssen angesichts der hohen Versicherungssummen und Risikoausschlüsse seitens der Versicherungen, wenn es nach Vorstellung eines hiesigen Schreibers ginge? Dann hätte es diese Filmpartie nicht gegeben.
Mir taten schon in Irland die Schmetterlinge leid:
Nr. 10607 ist auf das Kraut angewiesen, wie viele andere auch:
http://www.schmetterlinge-westerwald.de ... t_gewaehlt
Haben Schmetterlinge nicht die gleiche Lebensberechtigung wie ein Pferd? Warum muß sich der Mensch überall in die Natur einmischen?
Was ist das für ein Aktionskreis, der hier von interessierter Seite zu einem Institut hochstilisiert wird?
Es sind Frauen, die Pferde besitzen, aber offensichtlich nicht genug Land, so daß die Böden nach und nach mager werden, ausgelaugt sind und das Kraut sich verbreiten kann. Sie gründen unter dem
Dach des Tierschutzgesetzes einen Verein, der ihnen erlaubt, alle Eigenausgaben als Spenden zu deklarieren und damit dem Steuerzahler aufzubürden.
Sie haben auf ihrer Seite einen Abschnitt « Humangefährdung »
Da fällt mir erneut der Presse-Hype auf, den vor einigen Jahren jemand aus jener Szene losgetreten hat, der behauptete, in vorgeschnittenem Ruccola-Salat aus dem Supermarkt ein Blatt Jakobskreutzkraut gefunden zu haben. Was war das für ein angezetteltes Theater, um die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Schlimmer als die Jagd auf einen « Sittenstrolch » - hochwirksam.
Dann das Imponieren durch Fremdwörter: sie schreiben nicht, daß die Schädigung durch das Alkaloid zunehmen kann, wenn man dem Körper mehr davon zuführt, nein! Es heißt « progredient fortschreitend », oh weh! Das muß man erst googeln, um zu sehen, dass es doppelt gemoppelt ist!
Ich jedenfalls!
Was wirft man der Pflanze vor? Daß sie Alkaloide enthält, das tun aber viele: Rhododendron, Kamelien usw.
Auch Ginster, und Ginster war früher in Westfrankreich das Winterfutter für die Arbeitspferde. Er wurde in den Granit-Auges gestampft und die Pferde wurde 25 Jahre alt! So sagen mir ältere Bauern.
Und immer wieder sehe ich auf Weiden oder auf Brache, daß Rehe die Blüten der Pflanze fressen, obwohl es keine Zwangsfütterung ist. Freunde sagen mir, daß Stiele und Spreu von Kreuzkrautblättern durchaus von Rindern und Pferden gemieden werden, also auch, wenn es sich um Heu handelt.
Über hepatotoxische Akaloide kann man sich übrigens sehr gut in der Veröffentlichung der WHO informieren: etwa in EHC 80 (Environmental Health Criteria 80), 1.2. Sources and Chemical Structure über « Pyrrolizidine Alkaloids »
Sehr bedenklich wird es, wenn auf der Seite des Aktionskreises die Rede ist von einer « tödlichen Dosis », man verlinkt eine Schweizer Seite als Quelle, die aber ihrerseits – für den normalen Leser nicht nachvollziehbar – sich auf eine Veröffentlichung von JOHNSON bezieht!
Wie gesagt, JOHNSON! A. E. JOHNSON hat 1982 einen kurzen Aufsatz veröffentlicht, der als Grundlage aller Behauptungen für die hohe Gefährlichkeit dient: « Failure of mineral-vitamine
supplements to prevent tansy ragwort (Senecio jacobaea) toxicosis in cattle » in: American Journal of Veterinary Research, Bd. 43 (1982), S. 718 – 723.
http://en.wikipedia.org/wiki/Senecio_jacobaea
Nun ist Tansy Ragwort nur eine Art des Kreuzkrauts! Nämlich Jacobaea vulgaris.
Ein Asterngewächs! Und was machen wir mit den anderen?
Allein diese Art aber dient 77 Insektenarten als Nahrungsquelle und 177 Arten als Nektarquelle! Wollen wir diese alle einigen Pferden opfern und ausrotten, indem wir die Kreuzkräuter vernichten? Reden wir nicht ständig vom Artensterben?
Welche Hybris der Menschen, die zu diesem Kampf angetreten sind.
Das Anliegen JOHNSONs war lediglich, auszuprobieren, ob er durch mineralsiche Vitamingaben als Zusatzfutter eine Jacobaea-Vergiftung stoppen könne. Konnte er nicht.
Denn es handelte sich um eine Zwangsfütterung, die er vorher vornahm.
Die angeblich letale Dosis will ich noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Bis dahin schließe ich mich den Vorrednern Aperdurus, Herbert und Tonton an, insofern ich sie richtig verstanden habe.
In der geeigneten Jahreszeit streue ich übrigens durchaus vom Auto aus in Gegenden mit starken Monokulturen wie der Champagne Samen vom Jakobskreuzkraut aus.