Studium in Deutschland oder Frankreich?

Alles zum Thema Leben, Arbeiten, Studieren etc. in Frankreich. (Keine Annoncen)
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chrisey
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Mittwoch 9. Juni 2010, 23:13

Hallo!

ich bin momentan in einer Phase, in der ich alle zwei Tage meine geschmiedeten Pläne über den Haufen werfe, um schließlich zu einer neuen gloreichen Idee zu kommen. Ich fühle mich von der schier unfassbaren Auswahl an Studienmöglichkeiten einfach überrumpelt. Allerdings muss bald die Entscheidung kommen, weil die Fristen näher rücken. Deswegen möchte ich dringend nochmal mit anderen Studierenden darüber reden, auch um meine eigenen Gedanken nochmals zu sortieren.

Ich denke, ich bin mir mittlerweile zumindest darüber sicher, dass ich ein Studium aufnehmen möchte, dass verschiedene Fremdsprachen (in meinem Fall Englisch und Französisch) mit einer anderen Disziplin, die auf einen konkreteren Beruf vorbereitet, verbindet. Z.B. haben mich die Studiengänge "Internationales Informationsmanagement" oder auch "Kultur und Wirtschaft" sehr angesprochen.
Darüber hinaus ist mir die richtige Wahl der Stadt aber auch sehr wichtig. Sie sollte nicht zu provinziell ausfallen, da ich nun 20 Jahre lang in solchen Städten verbracht habe und mir für die Studienzeit eine Stadt mit viel Leben, Kultur und Diversität wünschen würde. Das ist allerdings auch schon ein kleines Problem. Meine Wunschkombination scheint ja nämlich in Deutschland relativ rar zu sein und wird ausschließlich in (meiner Meinung nach) öden Städten angeboten (Halle,Gießen,Essen,Hildesheim etc.).

Nun steht mir allerdings noch die Möglichkeit offen in Frankreich zu studieren. Absolviere dort gerade mein FSJ und habe was die Sprachbarriere angeht eher wenig Bedenken. Und hierzulande wird ja so gut wie überall der Studiengang "LEA" (langues étrangères appliqués) angeboten, der, wenn ich es richtig verstanden habe, genau so eine Kombination beinhaltet, wie ich sie mir wünsche. Und wenn man zudem bedenkt, dass es in Frankreich nirgendwo Zulassungsbeschränkung, Studienkosten oder sonstwas gibt, scheint es mir, dass ich dort die absolute Freiheit hätte, mir die Stadt meiner Träume mit dem Studium meiner Träume zu kombinieren! :-D

Jetzt würde mich nur brennend interessieren, ob es jemanden unter euch gibt, der sich mit diesem Studiengang auskennt, wie dieser genau aufgebaut ist, ob es in den verschiedenen Städten vllt doch große Unterschiede gibt und welche Stadt dann für LEA besonders empfehlensswert wäre? (Habe nur gehört, das insbesondere die Unis im Süden einen etwas schlechten Ruf haben...)

Würdet ihr denn zu dem gleichen Schluss kommen, dass es für mich das Beste wäre, in Frankreich zum studieren zu bleiben? Es ist eben doch irgendwie ein großer Schritt endgültig "auszuwandern". Wisst ihr ob ich eventuell später nach erworbener Licence meinen Master wieder in Deutschland machen könnte?

Wäre euch für eure Meinungen/Ratschläge sehr dankbar!

Chrisey
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Gero
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Donnerstag 10. Juni 2010, 09:59

Hallo Chrisey,
Hier meine Erfahrung hierzu: ich habe vor 20 Jahren :oops: genau vor der gleichen Entscheidung gestanden wie Du. Habe mich dann in Toulouse in LEA eingeschrieben, nach 6 Wochen in LCE langue allemande gewechselt und das DEUG nach einem Jahr abgebrochen. Einfach viel zu verschult das Ganze und auch sehr weit von meinen Wünschen nach einem interessanten Übersetzerstudiengang mit linguistischen und technischen Inhalten. Bin dann nach Deutschland zurück und habe dort (Germersheim) meinen Abschluss gemacht. Jeder Jeck ist anders und jeder sollte seine Erfahrung machen - es gibt keinen "richtigeren" Weg als den eigenen.
Falls Du es probieren willst, ist es auf jeden Fall immer eine Bereicherung mal in einem anderen Land studiert zu haben, um (Lebens-)Erfahrung zu sammeln. Ich bereue meinen Abstecher in Toulouse nicht ...ich habe dort meine spätere Frau kennengelernt... :wink: also auch wenn es nichts auf dem Papier brachte, so hat es eben etwas anderes gebracht.
Was Deutschland angeht, so gibt es nicht nur öde Städte :mrgreen: Heidelberg, Leipzig, Saarbrücken :?: haben sicherlich auch etwas zu bieten.
Soweit, viel Glück bei der Entscheidungsfindung
Gero
chrisey
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Donnerstag 10. Juni 2010, 16:43

klingt ja so als hätte es sich für dich tatsächlich gelohnt! Ich kann ja auch nicht ganz abstreiten, dass mich der Charme der Französinnen hier hällt :mrgreen:
Was war es denn, was du schließlich in Deutschland studiert hast? Musstest du von vorne beginnen, oder konntest du auf deine französischen Ergebnisse aufbauen?
Aber allmählich habe ich auch den Eindruck, dass es wenig bringt über den perfekten Lebensweg zu grübeln. Letztendlich ist alles absolut unvorhersehbar.
Trotzdem noch eine Frage: du sagst du hast in Toulouse studiert. Was kannst du mir denn über das Mirail sagen? Lags vielleicht auch an der Uni selbst, dass du aufgehört hast? Ihr Ruf ist ja nicht gerade berauschend...
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Gero
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Donnerstag 10. Juni 2010, 22:08

Ich habe in D den normalen den Übersetzer Studiengang durchgezogen, mit Schwerpunkt Technik und Abschluss als Dipl. Übersetzer. Na ja, mir wurde der französische Phonetikschein anerkannt, aber sonst habe ich dann wieder von vorne angefangen.
Mirail..was soll man sagen...schön ist die Anlage sicherlich nicht, sogar etwas heruntergekommen. Aber das hat mich ehrlich gesagt damals nicht so gestört, wie die ziemlich verschulten Kurse mit Dozenten, die sich ziemlich was herausgenommen haben.
Das Abbrechen lag also sicherlich mehr an den Inhalten, die mir sinnlos erschienen als am architektonischen Fehlgriff der Uni selbst. Aber, ich möchte diese Zeit nicht missen, es war interessant und Toulouse ist auf jeden Fall eine schöne und sehr lebendige Stadt.
Wildsau
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Freitag 11. Juni 2010, 16:20

Ich kann den Worten meines Vorredners bzw. Vorschreibers nur zustimmen, meine Kinder bestätigen es ebenfalls: Der Lehrbetrieb in Frankreich ist arg verschult. Hier gibt es noch die LESTRADE, von der der Lehrer herunter seinen Monolog hält. Ich hatte zwei Austauschschüler aus D hier, die 6 Monate bleiben wollten und beide - getrennt voneinander und nicht gegenseitig beeinflußt - jeweils nach einem Monat nach Hause zogen. Hier gibt es auch noch die abzuhakende Anwesenheitsliste bei den Vorlesungen (die spinnen, die Römer).

Meine Kinder hielten den Betrieb nur durch, weil sie es nicht anders kannten.

Alle Schulgebäude, die meine Kinder kannten waren in einem solch schlechten Zustand, daß nach D-Maßstäben jeder Veterinär die Gebäude für Hunde gesperrt hätte - von der Archtektur wollen wir hier garnicht reden.

Wenn man nicht so richtig weiß, was man machen kann oder will, sollte man meines Erachtens erst mal in seiner Umgebung fragen, wer was macht und was vorschlägt, so wie Sie es ja gerade tun. Nur: die Entscheidung kann nur jeder Einzelne für sich treffen, da kann niemand helfen.

Ende 1970, Anfang 1980 standen auch viele junge Leute vor der Frage, was sie tun sollten. Manche kauften sich den alten VW-Bus, den Bully, und fuhren gen Afghanistan, Nepal oder Indien. Wenige gingen unter, manche machten die German Bakery in Kathmandu, Goa oder Kabul auf und blieben hängen, die meisten kamen zurück und wußten, was sie studieren wollten. Einer ging nach Südfrankreich, es war Pius aus Hohentengen, und er zeigt heute den Frenchies, was gute (schwäbische) Küche ist. Manchmal braucht man eine Auszeit zum Überlegen. Vielleicht gibt es heute noch das Studium generale, bei dem man für die Dauer eines Semesters in viele Fächer reinschnuppern kann. Verloren ist diese Zeit nie. Und selbst Personalchefs sind bei Ehrenrunden in Lebensläufen nicht mehr abgeneigt, die Person zu sehen. Manchmal ist das besser als ein makelloser und gestreamlineter CV (Curriculum vitae = Lebenslauf).

Ein Auslandsaufenthalt macht sich immer gut, auch wenn er primär in der Heimatuni nicht anerkannt wird. Ein Auslandsaufenthalt ist auch sicher besser als in Frankfurt Bullen prügeln, damit konnte man früher nur Außenminister werden.

Also, machen Sie irgendwas, aber bitte nicht bei Mutti zu Hause auf dem Sofa rumhängen und auf die Eingebung warten.

Vielleicht halten Sie uns in den nächsten Monaten auf dem Laufenden, uns interessiert Vieles.

Es grüßt die
chrisey
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Sonntag 13. Juni 2010, 01:39

aber nochmal zum Lehrbetrieb. Denkt ihr(hoffe das du ist in Ordnung) nicht, dass durch den Bologna Prozess sowieso auch in Deutschland verschultere Studiengänge vorzufinden sind? Mittlerweile sollten doch rein theoretisch überall ähnlich Verhältnisse herrschen, allein um die Vergleichbarkeit innerhalb Europas zu ermöglichen.
Könnt ihr mir ansonsten mal genauer schildern, wie es in Frankreich vor sich geht und was ihr unter verschult genau versteht? Eventuell liegt mir das französische Lehrprinzip ja eher als das deutsche?
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Gero
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Sonntag 13. Juni 2010, 13:39

Inwiefern sich das alles durch die Bologna Reform geändert hat, vermag ich nicht zu sagen.

Tatsache ist, dass es damals sehr viel Frontalunterricht gab und sehr viel über Hörsaal unterrichtet wurde. Dort wurde dann alles wortwörtlich aufgeschrieben, damit man es am entsprechenden Prüftag wieder so ausspucken darf, wie es vorgekaut wurde... (ist jetzt nicht sehr objektiv, meine Aussage, :oops: aber so war es eben meistens)

Ganz anders in D; klar gab es auch verschulte Unterrichtformen für bestimmte Kurse, aber die Vor- und Hauptseminare liefen eher dahingehend ab, dass man sich Themen aussuchte, selbstständig recherchierte und eine 10 seitige Seminararbeit schrieb, die man dann vor der Gruppe vortrug.
Wie gesagt, keine Ahnung, ob und wie sich das geändert hat, aber das wäre schade...

Chrisey wo bist du denn jetzt in F oder D?
chrisey
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Sonntag 13. Juni 2010, 18:54

Momentan bin ich noch in Frankreich (Montpellier). Ende August hört mein Freiwilligendienst allerdings auf.
Ich denke, ich werde mich am besten mal direkt bei Studenten in D und F erkundigen, wie die Lage so ist.
Nach Toulouse wird es mich aber wohl nicht verschlagen, nachdem ich jetzt gehört habe, dass dort zum Teil ganze Semester ausfallen, weil die Profs streiken...
Wildsau
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Montag 14. Juni 2010, 21:23

chrisey hat geschrieben:Momentan bin ich noch in Frankreich (Montpellier). Ende August hört mein Freiwilligendienst allerdings auf.
Gestreikt wird oft, ganz egal wo.

Gibt es in Montpellier oder Umgebung keine UNI, an der LEA unterrichtet wird und wo man mal eine Vorlesung oder Seminar als Nichtstudierender besuchen kann ??? Zum Reinschnuppern. Kenne mich bei den Sprachwissenschaftlern nicht aus. Wenn da 200 Leute in der Vorlesung sind, dann fällt eine unbekannte Person nicht auf. Bei 20 Personen würde ich erst mal mit dem Prof sprechen und ihm sagen, was das Ziel des Besuchs ist. Sofern man den Prof an der UNI findet. Präsenzpflicht gibt es wohl bei Studenten, aber nicht bei Professoren.

Nichts geht über einen eigenen Eindruck, und das möglichst mehrmals und bei mehreren Profs. Semester dürfte doch erst Ende Juni zu Ende gehen.

Grüße von der
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Gero
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Dienstag 15. Juni 2010, 10:17

Doch, LEA gibts auch in Montpellier III (Université Paul Valery) :

http://www.univ-montp3.fr/index.php?opt ... Itemid=151
Wildsau
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Dienstag 15. Juni 2010, 11:29

Gero hat geschrieben:Doch, LEA gibts auch in Montpellier III (Université Paul Valery) :

http://www.univ-montp3.fr/index.php?opt ... Itemid=151
Also, nix wie hin und reinhören, mit den Studenten sprechen und überhaupts ...

Und vergessen Sie bitte nicht die Inspektion der WCs !!!

Grüße von der
romi1
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Donnerstag 17. Juni 2010, 10:36

Ich denke mir, egal wo du in Frankreich studiert, es wird sicher sehr nett werden, wobei in Frankreich immer die Gefahr besteht, dass wegen Streiks die Uni geschlossen wird. Ich denke, man streikt dort sehr oft, viel öfter als in Deutschland.
murat
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Dienstag 19. Februar 2013, 16:04

Hallo,

ich bin Murat und komme aus der Türkei, ich studiere in Deutschland und ob es jemanden noch das Thema interessiert hier sind ein paar Link über das Studium in Deutschland:

http://www.daad.de/deutschland
http://www.studieren-in-deutschland.org
http://www.study-in.de
http://www.mawista.com/blog/auslandsstu ... eutschland
http://www.studium-in-deutschland.info
http://www.germanystudyguide.co.uk
http://www.studieren-im-netz.org

Viele Grüßen.
Murat
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