Was mich an Frankreich stört

Für alle Themen, die mit Frankreich in Zusammenhang stehen und die in keines der anderen Foren passen.
MichaPicardie
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Samstag 31. Juli 2010, 20:47

Nach 6 Monaten in Frankreich genieße ich meine Zeit in der Grande Nation und habe gleichzeitig meine kleinen Aufreger gefunden die mich teilweise sooo nerven - ich muss es einfach mal loswerden.... :

Die Kasse: dieses ewige Warten, ich werde es bald wie in Südafrika handhaben und mir ein Buch mitnehmen um in der Schlange zu lesen. Heute bin ich im Auchan fast übergekocht, 30 min an der Kasse...der Laden war voll und fast keine Kasse besetzt, ich habe gekocht ;( Merke: kaufe Freitag um 12:00 ein!

Autofahren: alle Warnungen die Franzosen fahren wie die Irren...nix da. Es geht mir hier zu langsam, ich bin kein Raser aber ein Freund der maximal erlaubten Höchstgeschwindigkeit....

Le Roi: Kritik? Vorsicht: in Frankreich konstruktive Kritik zu äussern ist gefährlich, bei meinen Angestellten verpacke ich diese meist mit Geschenkpapier und Schleife

Les Allemands: Feindseligkeiten? Nix da, die Deutschen werden insgeheim bewundert und nur der typische Sandalenopa-Tourist belächelt

Papierkrieg: mein Auto hat immer noch dt. Kennzeichen und das bleibt so, ich nehme mir keine Woche Urlaub um das umzumelden.

Ohne Fleiss viel Preis: es wird schon weniger gearbeitet, aber das ist nicht das Schlechteste - ich genieße auch oft eine 2 Stündige Mittagspause

Im Restaurant: die Kellner sind oft unverschämt, v.a. die Wartezeiten - da liebe ich das gekaufte Lächeln in Deutschland

Im Supermarkt: die Normandie ist sehr deutsch in Bezug auf Leckereien, da vermisse ich eindeutig den Mediterranen Einfluss....

So, das musste raus :) Grüsse Micha
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Gero
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Sonntag 1. August 2010, 09:36

Die Kassen sind schon krass, das stimmt... :o ...und wenn das Ömchen erstmal ihr Scheckheft zückt und die Brille aufsetzt... :shock: ..
Die Aldi-Kassiererinnen könnten auch erstmal ein stage in D gebrauchen...aber was solls
Gina
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Sonntag 1. August 2010, 12:12

Ja, das mit den franz. Supermarkt Kassen finde ich auch schlimm. Früher waren die wesentlich schneller als in Deutschland, aber heute dauert es manchmal doppelt so lang. Ich habe auch das Gefühl das in -Frankreich wirklich viel mit Schecks bezahlt wird.

Ansonsten finde ich aber das, das Personal in den Geschäften wesentlich freundlicher und aufmerksamer als in Deutschland ist.

Gruß Gina
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salchow
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Montag 2. August 2010, 19:51

Ich glaube ich muss mich auch mal wieder zu Wort melden:

Im großen und ganzen stimme ich den Kritikpunkten einhellig zu, und vor allem an den Supermarktkassen leide ich mit. Ich bin (Gott sei Dank ?) Nutznießer verschrobenster Arbeitszeiten, habe aber daher häufig in der Woche zwei oder sogar drei Tage am Stück frei (im Gegenzug ist jede Woche anders, und 4 von 6 Wochenenden - Sa UND So - wird gearbeitet).
Am Dienstag Vormittag / frühester Nachmittag einzukaufen ist eine Wonne sag ich euch :twisted:

Aber zum Thema zurück: ich fürchte der Scheck ist mittlerweile das geringste Übel:
Die meisten großen Supermärkte haben "Scheckdrucker": Reinschieben, unterschreiben lassen, und…
dann gehts erst richtig los. Laut meiner Beobachtung ist das schwache Glied das arme Sc*wein an der Kasse. Ich liste einfach mal eine (unvollständige) Liste beobachteter Tätigkeiten auf:

- Perso überprüfen und die wichtigsten Daten auf den Scheck übertragen,
- Von sämtlichen Angeboten die Aktionscoupons abkratzen und über den Scanner
ziehen
- Warten, dass die Kunden wiederkommen, die eigentlich schon dran sind, aber noch mal ganz dringend was dazu holen müssen
- Auf den Kunden warten, der vergessen hat sein Gemüse zu wiegen.
- Zigmal den Bezahlvorgang annulieren, weil der Kunde entweder die falsche Kreditkarte benutzt hat, sich an den Code nicht mehr erinnert, die Zahlungsart freiwillig wechseln will, oder alles auf einmal…
- Verzweifelt versuchen, zerknitterte Barcodes einzuscannen, oder auch mit dem mobilen Scanner um seine Kasse rumrennen, wenn dieser auf der anderen Seite angebracht ist
- Mit dem Kunden durchsortieren, was aufs Band darf und was nicht (nein ein 10er Pack Wasserflaschen (1l) sind NICHT weniger als 7 Kilo)
- Und vor allem STUNDENLANG mit nem Kunden diskutieren, der einfach nicht zugeben kann, dass er unrecht hat (Preisauszeichung, "Schnellkasse = weniger als 10 Artikel", etc.)

Das war jetzt nur spontan, aber der arme Mensch wird da wirklich von allen Seiten in die Zange genommen.

Na erkennt ihr einiges wieder, oder will jemand fortsetzen ???

Fröhliches Einkaufen!
Lennie
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Montag 2. August 2010, 20:38

Nicht zu vergessen die magische Frage: "Vous avez la carte du magasin????"
Kundin (Kunde ist bei dem Sketch relativ selten...): "Ah oui, ah oui, un instant...."
Und wühlt im Portemonnaie, und wühlt in der Tasche, und lässt die Hälfte des Inhalts zu Boden poltern, und stellt fest, na sowas, da haben wir die carte du magasin doch heute total vergessen....
(hinten stauen sie sich derweil bis zur Fleischtheke....)
:mrgreen:
MichaPicardie
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Mittwoch 4. August 2010, 17:46

Hurra - schön das es Mitleidende gibt ;) Ich merke schon die Supermarktkasse ist eindeutig ein Manko in diesem schönen Land.

Wie gesagt, ich habe in Brasilien und in Südafrika langsames Shopping erlebt - aber Frankreich bleibt Spitzenreiter!

Ich hab noch was vergessen:

Wenn man etwas kauft im Supermarché gibts ja oft diese Gutscheine welches auf dem Produkt klebt o.ä. - jetzt der Knaller: Öhmchen kauft ein ein, will bezahlen - füllt den Scheck komplett aus und DANN fällt ihr ein dass sie ja noch die Gutscheine hat....annulieren, neu durchscannen, Gutscheine einlösen! Das ist der Gau!!!!! Klassiker wie Gemüse nicht abgewogen kommt jedes 2. Mal bei meinem Vordermann vor wenn ich einkaufe.

Auch Spitze sind die Profis die um die vollen Kassen Kreisen und eine kleine Lücke in der Schlange suchen um sich reinzudrängeln und dann schnell unwissend tun, auch nicht selten!

Ich habe letztens eine Frau vorgelassen die hinter mir angestanden hat mit nur 5 Sachen - die konnte es kaum fassen das ich sie vorlasse ;) Mich hat aber auch schon mal jemand vorgelassen, da hab ich fast geheult vor Glück!!

So, jetzt nach tief durchatmen und die guten Produkte hier Lobpreisen - das entschädigt (manchmal) für die verlorene Kassenzeit ;)

Salut Micha
Lilo
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Mittwoch 4. August 2010, 22:22

ganz breites grins!!!

Ich lebe seit mehreren Jahren inmitten der "Grande Nation" und habe mich daran gewöhnt, daß nichts, aber auch überhaupt nichts vergleichbar mit bspw. deutschen Gepflogenheiten ist.
Entweder man gewöhnt sich daran, oder man hat in ein paar Jahren ein Magengeschwür.

Immerhin gibt es Dinge, die hier deutlich angenehmer als in D oder anderswo gehandhabt werden - unterm Strich dürfte es sich die Waage halten.

Im Übrigen wird das Warten an der Supermarktkasse meist dadurch versüßt, daß man in der Regel richtig nette Gespräche mit anderen Kunden oder der Kassiererin hat ohne von schreienden oder quengelnden Kindern, wie in D der Fall, gestört wird.

Schaut mal auf die Uhr, mehr als fünf Minuten "verliert" man in der Regel nicht - aber diese fünf Minuten sind häufig sehr unterhaltsam.

Gruß

Lilo
Yoyo
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Donnerstag 5. August 2010, 21:32

Mich stören die Kassen nicht. Dafür bin ich wohl zu lange hier. Hier im Südwesten regt sich auch keiner auf. Auch an der Ampel ertönt bei jemandem, der erst beim nächsten "Gelb" aus den Puschen kommt, kein Hupkonzert.

Warum seid Ihr so gestresst? Bis auf wenige Ausnahmen funktionieren hier im Südwesten die Zehnerkassen super - in Deutschland haben sie sie nach Tests abgeschafft, weil sie GAR NICHT funktioniert haben. Ich habe da nämlich mal in einem riesigen Supermarkt gefragt und bekam diese Antwort. Es klang, als hätte es beinahe Mord- und Totschlag gegeben. :roll:

Mein Mann wird aber auch seine deutsche Hektik wohl nicht mehr ablegen können - obwohl er inzwischen seit 12 Jahren hier lebt. :shock:

Und für die Omas ersetzt die caissière die Verkäuferin im Kramerladen von früher. Wartet mal ab, wenn Ihr älter werdet und Probleme mit der Schnelligkeit und der neuesten Technik bekommt. Die heute 18-Jährigen werden irgendwann der neuesten Technik genauso verständnislos gegenüberstehen, wie 70- oder 80-Jährige heute. ("Mann, da kommt so eine Oma mit ihrer Kreditkarte und das dauert so lange! Der implantierte Bankchip macht das alles zehn Mal so schnell... ")

Mir graut vor der Zeit, wo wir hier von hektischen Deutschen(ähnlichen) an den Supermarktkassen überrollt werden und die tüddelige Oma auch hier keine Existenzberechtigung mehr hat.

Ich rege mich hier eher über die Leute auf, die den Einkaufswagen voller Chemiescheißenfertigkost haben - egal, woher sie kommen. Denn leider ist das inzwischen auch für viele Franzosen soooooo bequem geworden....
Ilonka
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Montag 9. August 2010, 14:18

Was mich am meisten nervt: Die Franzosen können anscheinend nicht lesen! Im Supermarkt respektiert niemand die Caisse Rapide: Moins de 10 Articles! Es ist besonders ärgerlich, wenn man es mal wirklich eilig hat: z.B. wenn der Hund im Auto wartet und man schnell nur mal einen Salat kaufen wollte..............
Yoyo
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Montag 9. August 2010, 20:48

Ilonka hat geschrieben:Im Supermarkt respektiert niemand die Caisse Rapide: Moins de 10 Articles!
Ihr habt ganz sicher die falsche Gegend in Frankreich ausgesucht. :shock:
Ilonka
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Montag 9. August 2010, 21:00

Ahja????? Interessant.......
MichaPicardie
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Montag 9. August 2010, 21:42

Gut daß es auch Gegenwind gibt - und die tüdelige Oma darf auch langsam sein! Aber es waren die 30 Minuten im Auchan die dieses Fass ins rollen brachten.

Und ich kann mir nicht vorstellen dass sich irgendjemand nicht aufregt bei dieser Wartezeit, das ist unmöglich. 1o Minuten ist was anderes als dreissig! Auch von mir aus 15 am Samstag, aber 30 ist zu viel.

Wer da noch schmunzelt ist gesegnet und zu beneiden.

A propos Chemie: ich war diesen Samstag wieder am Auchan, und es glich einer einzigen grossen Schlacht um Parkplätze und Einkaufswagen. Da ging ich fröhlich in den danebenliegenden Picard: genau ein weiterer Kunde, Zen-Musik und nachhaltiges, genfreies, energiezehrendes Essen dass verdammt nochmal sehr mundet! Toll aber Energielastig!

Micha
Yoyo
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Dienstag 10. August 2010, 09:00

MichaPicardie hat geschrieben: Und ich kann mir nicht vorstellen dass sich irgendjemand nicht aufregt bei dieser Wartezeit, das ist unmöglich. 1o Minuten ist was anderes als dreissig! Auch von mir aus 15 am Samstag, aber 30 ist zu viel.
@ Micha: Dann spart der Auchan entweder extrem am Personal oder ist schlecht organisiert. Bei uns im Leclerc sind bei Ansturm alle Kassen besetzt und es geht oft schneller an der Kasse als zu Zeiten, wo wenig los ist und weniger Kassen besetzt sind. 30 Minuten an der Kasse habe ich zum Glück da noch nicht erlebt, nicht einmal am Sonntag morgen im Leclerc an der Küste - wo man natürlich trotzdem nur in allergrößten Notfällen hin sollte.

@ Ilonka: Hier funktioniert das super mit den Zehnerkassen. Da wird auch schon mal jemand mit sichtbar mehr als zehn Artikeln wieder weggeschickt von der caissière.

Ich finde die Menschen hier im Südwesten im Allgemeinen weitaus freundlicher und höflicher als in D. Bloß zu Zeiten, wenn die gestressten französischen und auch andere Touristen einfallen, sollte man tunlichst zu Hause bleiben oder ganz früh morgens oder um die Mittagszeit einkaufen.

Ich bin noch nie in Geschäften so unfreundlich behandelt worden wie in D, obwohl es sich etwas gebessert hat in den letzten Jahren. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo man in Bayern mit einem gewissen Stolz von der Unfreundlichkeit der bayerischen Bedienungen sprach. So ähnlich unfreundlichen Service habe ich allerdings bei manchen in der Nähe des Meers liegenden Restaurants im französischen Katalonien erlebt. :wink:

Aber ich kriege in Frankreich öfters auch die Krise, nicht dass ich alles nur toll finde :lol: - zB bei Beamten und Bankern. Zum Glück natürlich nicht bei allen, ich möchte auch da auf keinen Fall verallgemeinern. Aber man stößt doch immer wieder mal auf Exemplare, die den Bürger als knienden, demütigen, alles akzeptierenden Bittsteller sehen wollen.

Ein unendliches Thema....
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Floralys
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Dienstag 10. August 2010, 12:30

Also mal abgesehen von diesem Themenbereich
Yoyo hat geschrieben: Aber ich kriege in Frankreich öfters auch die Krise, nicht dass ich alles nur toll finde :lol: - zB bei Beamten und Bankern. Zum Glück natürlich nicht bei allen, ich möchte auch da auf keinen Fall verallgemeinern. Aber man stößt doch immer wieder mal auf Exemplare, die den Bürger als knienden, demütigen, alles akzeptierenden Bittsteller sehen wollen.
kann ich nur sagen, was wollt Ihr denn. Ihr könnt Euch wenigstens über die Supermarktkassen in F aufregen. Ich muß das über dieselbigen in D machen :evil:
Gruß
Floralys
wolle
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Dienstag 10. August 2010, 20:57

:mrgreen:

Ihr habt ja alle so Recht... :P

Lilo hat geschrieben:ganz breites grins!!!

Ich lebe seit mehreren Jahren inmitten der "Grande Nation" und habe mich daran gewöhnt, daß nichts, aber auch überhaupt nichts vergleichbar mit bspw. deutschen Gepflogenheiten ist.
Entweder man gewöhnt sich daran, oder man hat in ein paar Jahren ein Magengeschwür.

Immerhin gibt es Dinge, die hier deutlich angenehmer als in D oder anderswo gehandhabt werden - unterm Strich dürfte es sich die Waage halten.

Im Übrigen wird das Warten an der Supermarktkasse meist dadurch versüßt, daß man in der Regel richtig nette Gespräche mit anderen Kunden oder der Kassiererin hat ohne von schreienden oder quengelnden Kindern, wie in D der Fall, gestört wird.

Schaut mal auf die Uhr, mehr als fünf Minuten "verliert" man in der Regel nicht - aber diese fünf Minuten sind häufig sehr unterhaltsam.

Gruß

Lilo
He, he... schade, wenn ihr diese Erfahrungen nicht gemacht habt :roll:

salut wolle
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Chanteclair
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Mittwoch 11. August 2010, 07:43

MichaPicardie hat geschrieben:Le Roi: Kritik? Vorsicht: in Frankreich konstruktive Kritik zu äussern ist gefährlich, bei meinen Angestellten verpacke ich diese meist mit Geschenkpapier und Schleife
Hierzu gesellen sich auch die "Experten", die, wenn man sie braucht, unverschämt abkassieren. Z.B. Rechtsanwälte, die kein Pardon kennen, keine Gebührenordnung, und wenn man dann den Prozeß gewonnen hat, wird nach nach dem Code 700 bestraft und bekommt nur einen Bruchteil der Kosten wieder erstattet (wenn der Beklagte dann zahlen kann :( ). Man ist ja selbst Schuld, wenn man auch noch Recht bekommen will!!! Oder die Steuer- und sonstigen Berater mit ihren Stundenhonoraren von um die 200 Euro + TVA.
Yoyo
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Mittwoch 11. August 2010, 08:39

Chanteclair hat geschrieben:
MichaPicardie hat geschrieben:Le Roi: Kritik? Vorsicht: in Frankreich konstruktive Kritik zu äussern ist gefährlich, bei meinen Angestellten verpacke ich diese meist mit Geschenkpapier und Schleife
Hierzu gesellen sich auch die "Experten", die, wenn man sie braucht, unverschämt abkassieren. Z.B. Rechtsanwälte, die kein Pardon kennen, keine Gebührenordnung, und wenn man dann den Prozeß gewonnen hat, wird nach nach dem Code 700 bestraft und bekommt nur einen Bruchteil der Kosten wieder erstattet (wenn der Beklagte dann zahlen kann :( ). Man ist ja selbst Schuld, wenn man auch noch Recht bekommen will!!! Oder die Steuer- und sonstigen Berater mit ihren Stundenhonoraren von um die 200 Euro + TVA.
Als "Chefin" war ich eigentlich immer auch eher zu freundlich, bei manchen Leuten funktioniert das, aber leider nicht bei allen. Wenn man merkt, dass man als Chef aber auch für seine Firma verantwortlich ist und bei zu viel Mitleid / Schwäche nicht nur selbst draufzahlt, sondern auch die gut arbeitenden Mitarbeiter benachteiligt und schädigt - dann lernt man notgedrungen, sich auch mal hart durchzusetzen oder man geht irgendwann Pleite. Kritik muss allerdings immer gerechtfertigt sein und loben muss man unbedingt auch, wenn alles gut geht. Chefs, die sich auf der Nase rumtanzen lassen, sind schlechte Chefs, Chefs die an allem rumnölen oder cholerisch sind aber auch. Ein guter Chef sein ist nicht so leicht, ich bin froh, dass ich das nicht mehr sein muss - obwohl ich fast nur Glück mit meinem Personal hatte. Ein guter Chef muss nicht unbedingt geliebt, aber respektiert werden - weil er ein Vorbild und zuverlässig und gerecht ist und im Allgemeinen richtige Entscheidungen trifft. Nicht so einfach.

Um die französische Justiz machen die meisten Franzosen einen großen Bogen - je weniger man damit zu tun hat umso besser. Genauso wie die hoffnungslos überbelegten französischen JVAs ein Albtraum für jeden "normalen" Menschen und auch Menschenrechtsorganisationen sind. Vielleicht hält das aber auch die Franzosen davon ab, wegen jedem Furz gleich vor den Kadi zu rennen?

Grundsätzlich muss man sich in Frankreich immer auch selbst um seine Interessen kümmern - überall, in allen Bereichen. Es reicht nicht, jemanden damit zu beauftragen und sich nicht mehr darum zu kümmern. Nicht von ungefähr kommt der Spruch: On n'est jamais mieux servi que par soi-même.

Ich habe einen tollen Steuerberater - seit drei Jahren habe ich keine Rechnung bekommen und wenn ich ihn drauf anspreche, meint er: Och, das sind doch höchstens 2 Jahre. :wink: Grundsätzlich: Gerade bei Steuerberatern gibt es große Preisunterschiede und man sollte sich unbedingt bei anderen Firmen von ähnlicher Größenordnung umhören, ob und mit wem sie zufrieden sind.
Lennie
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Mittwoch 11. August 2010, 14:24

Tout à fait, Yoyo!
Vieles ist auch eine Sache des gesunden Menschenverstandes und des Einfühlungsvermögens. Auch hier ist es nach meiner Erfahrung meistens so, dass es aus den Leuten so herausschallt, wie du vorher in sie hineingerufen hast (unverbesserliche Dummbatzen gibt's überall).

Und die Tatsache, dass einem hier die Nachbarn nicht gleich mit ihrer Rechtsschutzversicherung entgegenwinken, wenn du deinen Dachfirst nicht in derselben Richtung haben willst wie sie oder deinen Rasen mal drei Wochen lang NICHT mähst oder eine leere Flasche in den Restmüll statt in den Glascontainer geworfen hast - also die finde ich sowas von ANGENEHM....!

Dafür warte ich dann auch mal bei Auchan und lass die Omma nach ihrer Kundenkarte kramen. Irgendwo gibt's ja auch Gründe dafür, weshalb man eben hier lebt. Und nicht mehr da. Nehme ich an. :mrgreen:
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Chanteclair
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Mittwoch 11. August 2010, 17:23

Yoyo hat geschrieben:Um die französische Justiz machen die meisten Franzosen einen großen Bogen - je weniger man damit zu tun hat umso besser. ... Vielleicht hält das aber auch die Franzosen davon ab, wegen jedem Furz gleich vor den Kadi zu rennen?
Aber manchmal kommt da nicht drum herum, wenn man z.B. seine vermietete Wohnung frei bekommen will. Da muß von Vermieterseite alles korrekt ablaufen, darf kein Verfahrensfehler sein, sonst wird die Räumungsklage gleich verworfen. Ob die Wohnung bezahlt wird, ob sie bewohnt ist, ob sie versaut wird, das spielt bei einem ungültigen Antrag (weil z.B. nur ein Name angegeben ist obwohl der Mietvertrag mit beiden Ehepartnern unterschrieben wurde) keine Rolle. Dann braucht man eben auch einen Anwalt, auf dessen Kosten man auch noch sitzenbleibt.
Yoyo
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Mittwoch 11. August 2010, 18:29

Chanteclair hat geschrieben:Aber manchmal kommt da nicht drum herum, wenn man z.B. seine vermietete Wohnung frei bekommen will. Da muß von Vermieterseite alles korrekt ablaufen, darf kein Verfahrensfehler sein, sonst wird die Räumungsklage gleich verworfen. Ob die Wohnung bezahlt wird, ob sie bewohnt ist, ob sie versaut wird, das spielt bei einem ungültigen Antrag (weil z.B. nur ein Name angegeben ist obwohl der Mietvertrag mit beiden Ehepartnern unterschrieben wurde) keine Rolle. Dann braucht man eben auch einen Anwalt, auf dessen Kosten man auch noch sitzenbleibt.
Hallo Chanteclair, da habe ich ganz schreckliche Horrorgeschichten auch in Deutschland schon Anfang der achtziger Jahre gehört. :shock:

Am besten keine Wohnung vermieten - oder nur an Feriengäste, die verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder. :wink:
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